52- KREISSCHLUSS IN HAMBURG
19.10.2019, katrin[at]lightriders[dot]info, martin[at]lightriders[dot]info
Unsere Route

14.10.2019
Heute nehmen wir um 17:00 die Fähre aus Helsinki nach Travemünde. Da sich das Abfahrtsterminal der Finnlines zirka 20km entfernt in Vuosaari befindet, begeben wir uns frühzeitig auf die Anreise. Wir starten kurz nach 9:00. Bei Regen- eh klar. Es ist kein Geniesel, nein, heute schüttet es.

Das Wetter bestätigte uns, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Um 11:00 erreichen wir etwas durchnässt das Terminal. Der Check-In beginnt erst in zweieinhalb Stunden. Also nichts wie in die Cafeteria. Mein geschulter Blick fällt sofort auf die Heizung die sofort angesteuert und in Beschlag genommen wird. Wir gönnen uns eine Stärkung und um 13:30 schlüpfen wir wieder in unsere Regensachen und machen uns auf zum Check-In Schalter. Wir sehen die Autoschlange und warten erst einmal unter dem Vordach ab.

Die Dame, die das Einchecken abwickelt, kommt nach etwa zehn abgefertigten Autos zu uns und fragt, ob wir denn auch nach Travemünde wollen. Ja, wollen wir. Ok, dann checkt sie uns nach dem nächsten Auto ein, wir können dann die Fahrräder bei ihr abstellen und dann im warmen Terminal auf die Fahrt zur Fähre warten. Das war sehr nett und wir ersparten uns weitere 30min in der Kälte zu stehen. Als im Terminal zum Boarding aufgerufen wurde, stapften wir wieder zu unseren Fahrrädern und rollten im Regen auf die uns zugewiesene Verladespur. Es schüttete immer noch. Weitere 15min mussten wir im Regen ausharren bis uns ein Leitfahrzeug auf die Fähre brachte. Wir durften unsere Räder auf einem der Unterdecks, so groß wie ein Fußballfeld, in der Ecke unbürokratisch abstellen. 

Dann bezogen wir unsere Innenkabine. Für mich war es das erste Mal, dass ich auf einer Fähre nächtige und ich wusste nicht was mich erwarten würde. Die Innenkabine war ganz kuschelig und wir hatten ein eigenes kleines Bad mit WC dabei.

Nachdem wir uns trocken gelegt hatten, erkundeten wir was es so alles auf dem Schiff gab. Es gab ein Café, ein Bistro, eine Bar und ein Sonnendeck. Als wir das Außendeck erkundeten, stellten wir fest: es hat zu regnen aufgehört- das war ja typisch. Da es sich um eine Fährverbindung von und nach Finnland handelte, gab es auch eine ganz neue Sauna. Wie es sich gehörte, nahmen wir mit ganzen vier weiteren Personen an der Sicherheitsdemonstration teil. Das Schiff legte um 17:00 ab und für uns begann die 29 stündige Überfahrt nach Travemünde.

Wir besuchten das Café und ich genoss die Sauna und das Jacuzzi am Schiff. Hier habe ich mich endlich von der nass-kalten Überfahrt aufgewärmt. Auf dem Schiff lernten wir wieder sehr nette Leute kennen. Jemand, der mit seinem Auto bei der Verladung anscheinend neben uns stand, sprach uns an, da er wissen wollte woher wir kamen und wo wir herumgeradelt sind. Mit einer Finnin unterhielt ich mich lange in der Sauna. Und mit einem amerikanischen Paar unterhielten wir uns äußerst angenehm am Abend in der Bar. Alle, die wir kennengelernt hatten, waren mehr oder weniger am Beginn einer Reise und dabei sich einen ihrer Träume zu erfüllen. Sei es den Winter im Süden oder in Österreich zum Schifahren zu verbringen. Andere haben überhaupt alles verkauft, um die Reise ihres Lebens zu machen und sich einen Platz an der Sonne und Küste zu suchen. Die Menschen waren voller Vorfreude auf ihre Abenteuer und ihre Auszeit. Wir hingegen näherten uns dem Ende unserer Reise. Irgendwie fand ich es traurig, andererseits waren die allerletzten Etappen bei schlechtem Wetter anstrengender und langwieriger gewesen als alles was wir vorher geradelt sind und unser Material schien auch der Reihe nach keine Lust mehr zu haben. Wir zogen uns in unsere Kabine zurück. Erstaunlicherweise gut habe ich geschlafen. Ich wusste ja nicht, wie ich das Schaukeln vertragen würde.

15.10.2019
Da wir erst um 21:30 Ortszeit in Travemünde ankommen würden, konnten wir den Tag total entspannt angehen. Das Wetter war toll und die Temperaturen richtig angenehm. Wir hatten schon in der Wettervorhersage gesehen, dass der heutige Tag vor allem im Nord-Osten Deutschlands, ein goldener Oktobertag wird. Wir nutzten die Zeit am Schiff, um unseren Helsinki Blog vorzubereiten und ich nutzte noch einmal die Sauna. So verging die Zeit recht schnell.

Pünktlich fuhren wir bei, für unsere Verhältnisse , extrem warmen Temperaturen in den Hafen von Travemünde ein.

Wir hatten uns am Campingplatz eine Hütte reservieren lassen. Bei der Fahrt dorthin kamen wir angesichts der Wärme ins Schwitzen. Man konnte spüren, dass heute ein wunderbarer Herbsttag gewesen sein musste. Ein letztes Mal verbrachten wir die Nacht in einer minimalistischen Hütte in unseren Hüttenschlafsäcken.

16.10.2019
Um 8:00 läutete der Wecker. Das erste was wir wahrnahmen war das Geprassel am Hüttendach. Es regnete zur Abwechslung. Das wird wohl wieder eine eher feuchte Angelegenheit heute. Aber nachmittags sollte es dann aufhören. Martin überlegte kurz, ob wir unsere Weiterfahrt um einen Tag verschieben sollten. Ich hatte gar keine Lust hier zu bleiben- so gemütlich war es hier nun wieder auch nicht, dass ich den ganzen Tag hier herumsitzen wollte. Also holten wir uns am Campingplatz frische Brötchen und Kaffee bzw. Kakao und sattelten wieder unsere Drahtesel.

Es ging erstmal in Richtung Lübeck. Nach zirka 25km hielten wir bei einer Bäckerei- ich könnte schon einen Energienachschub gebrauchen. Martin machte noch 500m weiter auf seiner Karte ein weiteres Kaffee aus. Dort wäre es vielleicht netter. Na gut, dann fahren wir eben dort hin. Leider war dort nur das Café des Freibads, welches selbstverständlich für dieses Jahr schon dicht gemacht hatte. Wir standen also so herum und studierten die Karte ob noch ein Café am Weg liegen würde oder ob wir zurückfahren. Da blieb ein Auto stehen und der Lenker fragte ob wir Hilfe benötigen. Wir suchen ein Kaffeehaus. Ja, da sollten wir zurückfahren und die Bäckerei nehmen. Er wünschte uns noch eine gute Weiterreise und dann eine gute Heimreise nach Österreich. Sehr nett. Also nichts wie zurück in die Bäckerei, um sich Motivation für die nächsten Regenkilometer anzufuttern. Wir hatten gerade einmal 25km geschafft. Eigentlich wollten wir versuchen heute die 90km bis nach Hamburg zu schaffen, aber ob sich das ausgehen würde bezweifelte ich. Irgendwie ging heute nichts voran. Na egal, wir fahren einfach weiter und schauen wie weit wir kommen. Wir fuhren auf sehr ruhigen Straßen durch Wälder, vorbei an blühenden Rapsfeldern und Wiesen. Tatsächlich hörte es am Nachmittag zu regnen auf und wir konnten uns das Regengewand ausziehen. Es war wesentlich wärmer als in Finnland und ich konnte tatsächlich nur mit Windweste fahren. Das hatten wir schon lange nicht mehr. Als wir nach Lütjensee radelten, kam sogar die Sonne hervor. Wir hatten nun 54km und beschlossen uns im Café zu überlegen wie wir weiterfahren wollten und vor allem bis wohin. Wir entschieden das momentane gute Wetter aus zu nutzen und weiter zu fahren so lange es geht. Als wir zu unseren Fahrrädern kamen, sprach uns ein Herr an woher wir kommen und was unser nächstes Ziel sei. Hamburg. Ja, da könnte er uns ein Stück mitnehmen, er müsse mit seinem Fahrrad in die gleiche Richtung. Und so radelten wir auf einem wirklich schönen Radweg. Bäume säumten den Weg, der uns durch weites Wiesenland führte.

Das sei typisch für Schleswig-Holstein, erklärte uns unsere Begleitung. Tratschend verging die Zeit wie im Flug. Nachdem sich der Herr versichert hatte, dass wir eine gute Route nach Hamburg geplant hatten, verließ er uns und radelte nach Hause weiter. Wir stellten fest, dass es nur noch 10km bis zur Stadtgrenze waren. Wir schaffen es doch tatsächlich bis Hamburg heute. Wir organisierten uns eine Unterkunft und radelten weiter. In Willinghusen überholte uns ein junger Mann auf seinem Fahrrad und meinte im Vorbeifahren: na das sieht nach einer längeren Tour aus!? Ja, wir kommen vom Nordkap. Ah, das ist ja toll! Ich komme nur von der Arbeit. Na das ist doch auch eine nette Tour bei dem Wetter. Ja, das stimmt. Er wünschte noch alles Gute und bog ab. Wieder eine nette Begegnung heute. Kurz darauf, es muss gegen 18:30 gewesen sein, war es soweit: Wir kamen in Hamburg an.

Kurz darauf erreichten wir auch unser Hotel. Es war bereits ziemlich dunkel. Während Martin unsere Buchung an der Rezeption abwickelte und klärte ob und wo wir unsere Räder sicher übernachten lassen konnten, sprach mich ein Hotelgast an. Auch er war ganz begeistert von unserer Tour. So etwas würde er auch einmal gerne machen. Er hätte auch gerne so viel Zeit. Wir unterhielten uns wirklich nett. Ich meinte, wir hätten uns die Zeit dafür einfach genommen und- es mag vielleicht blöd klingen- aber wenn es so sein soll, dann ergibt sich der richtige Zeitpunkt für so eine Unternehmung und es passt einfach. Bei uns war es zumindest so. Unsere Unterhaltung- nachdem ich nicht wirklich ein leises Organ habe, wenn ich voller Begeisterung von unserer Reise erzähle- blieb auch von den Rezeptionistinnen nicht überhört. Auch sie waren begeistert. Wir durften unsere Räder im Gepäckraum unterstellen während wir eine Dusche und ein warmes Bett im 12. Stock mit Blick bis zu den Hafenkränen genossen.

17.10.2019
Gut gestärkt nach einem großzügigen Frühstück machten wir uns auf den Weg. Heute werden wir den Kreis unserer Reise schließen und damit unsere letzte Radetappe absolvieren. Dafür wurden unsere Räder auch gleich mal einer Reinigung unterzogen.

Bei unseren Freunden Enno und Mark, bei denen wir Mitte April unsere erste große Etappe gefeiert haben, durften wir nun unser Abenteuer beenden. Die Entscheidung hier unsere Reise zu beenden, fiel erst in Helsinki unter Berücksichtigung unserer Wünsche und der Wetterprognosen. Nach den letzten Schlechtwetteretappen und Materialermüdungen kam uns immer öfter der Satz über die Lippen "ich glaube, es ist Zeit, dass wir nach Hause kommen". Wir waren bereit dazu, auch wenn es uns traurig stimmte nun am Ende unseres Abenteuers angekommen zu sein. Trotz unserer kurzfristigen Entscheidung in Hamburg die Reise zu beenden, durften wir bei Enno und Mark unser Abenteuer ausklingen lassen. Bis zu ihnen waren es läppische 13km die an diesem Tag zu absolvieren waren. Immerhin regnete es nicht, aber wir schafften es doch tatsächlich noch einen Platten zu haben. Mit Blick auf die Alster durften wir noch einmal Schlauch wechseln. Eine Glasscherbe hatte sich in Martins Vorderreifen gefressen. Ja, das war wohl das Zeichen, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben.

Die 13km zogen sich ordentlich. Irgendwie war es mühsam. Aber vielleicht lag es einfach daran, dass wir uns nun unserem Endziel näherten. Es war fast so wie nach Hause kommen, als wir wieder unser Gästezimmer bei den beiden bezogen. Enno und Mark hatten bereits die Schamponade eingekühlt und es war wunderschön, dass wir mit ihnen gemeinsam auf unser einzigartiges Erlebnis anstoßen konnten. Wir verbrachten noch zwei super nette Tage in Hamburg. Und weil wir vom Radeln noch nicht genug hatten, lernten wir mit Enno und Mark Plätze von Hamburg kennen, in die man als 0815 Tourist wohl nie hinkommt. Wir sind natürlich auch an den Hamburger Highlights vorbeigekommen.

 

Die Durchfahrt durch den alten Elbtunnel war ein gebührender Abschluss für unsere letzte Radtour.

Wir haben nun 20 Kilometer mehr auf unseren Tachos stehen.

Gesamtkilometerstand: 8863km

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