UNSERE TIPPS FÜR NORDLICHTFOTOS
Unser Interesse für die Nordlichtfotografie kam erst mit der Zeit und durch den Wunsch dieses wunderbare Schauspiel in irgendeiner Form für uns und andere fest zu halten. Nach dem Motto „Learning by doing“ haben wir vieles durch Versuch und Irrtum gelernt. Erst in letzter Zeit beschäftigen wir uns intensiver mit der Thematik. Unsere Erfahrungen mit der Fotografie bei Kälte und Dunkelheit sowie mit der Komposition des Bildes wollen wir gerne teilen. So können sich Interessierte ohne Erfahrung in der Nordlichtfotografie vielleicht den ein oder anderen Irrtum ersparen. Fotografieren bei großer Kälte Kameraakkus Kameraakkus können bei großer Kälte schnell ein Problem bekommen. Ersatzakkus am bestem nah am Körper tragen. Ich habe es schon erlebt, dass ein Akku der laut Anzeige zu 100% voll war nach wenigen Minuten laut Kamera „leer“ war und die Kamera den Dienst eingestellt hat (bei schönster Aurora am Himmel). Akkus können bei tiefen Temperaturen jedenfalls seltsame Dinge tun und man sollte immer eine ausreichende Anzahl an Ersatzakkus dabei haben. Wenn man weiß, dass der Fotoapparat ein Stromfresser ist, kann man auch über die Anschaffung eines Batteriegriffs nachdenken (siehe Abschnitt Polarlichtfotografie Ausrüstung). Plastikteile Plastikteile (Fernauslöser, Stativ, Kabel, …) können in der Kälte sehr spröde werden und leicht brechen, daher mit dem Material etwas behutsamer umgehen. Metallteile können sich unglaublich kalt anfühlen (Stativ). Frost Auf dem Objektivglas kann sich Frost bilden und das bedeutet oft das Ende des Fotografierens. Es kann natürlich versucht werden das Eis von der Linse zu entfernen. Dabei kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass etwaige vorhandene Linsenbeschichtungen beschädigt werden. Niemals sollte man das Objektivglas anhauchen, weder irrtümlich noch beabsichtigt, auch diese Feuchtigkeit kann sofort anfrieren. Vorhandene Streulichtblenden sollte man deshalb auf jeden Fall auf das Objektiv montieren, sie bieten zumindest einen gewissen Schutz. Geeignete Handschuhe Ein weiterer wichtiger Aspekt beim Fotografieren in der Kälte sind geeignete Handschuhe. Hier hat man einen eindeutigen Zielkonflikt. Dicke Handschuhe sind zwar schön warm, die Kameraknöpfe oder sogar ein Kameratouchscreen lassen sich damit aber nicht mehr richtig bedienen. Mit dünnen Handschuhen hat man zwar ein gutes Tastgefühl in den Fingern, das bringt aber nichts wenn einem die Finger dafür abfrieren und man erst recht die Kamera nicht mehr bedienen kann. Hier kann man keine Tipps geben, da das Kältegefühl zwischen verschiedenen Personen zu unterschiedlich ist und es hilft nur selber ausprobieren was für einen geeignet ist. Ein paar Tricks gibt es natürlich trotzdem. Man kann wiederverwendbare Taschenwärmer verwenden. Diese werden in kochendem Wasser „aufgeladen“, bei Bedarf aktiviert und geben dann über einen gewissen Zeitraum Wärme ab. Ein bis zwei Stück davon in der Jackentasche und man kann sich die Hände zwischendurch immer wieder aufwärmen. Es gibt auch Fingerhandschuhe mit einem „Fäustlingsüberzug“, der bei Bedarf weggeklappt werden kann. Kondensation- Vorgehen nach der Nordlichtjagd Was macht man nun wenn man das Fotografieren beendet hat? Nimmt man die Kamera mit in die warme Stube und legt sie zum Ofen, damit sie sich wieder aufwärmen kann? Bitte nicht. Brillenträger wissen vielleicht, was passiert wenn man aus der Kälte einen warmen Raum betritt: Die Brille läuft sofort an und man sieht nichts mehr. Das gleiche passiert mit dem Fotoapparat und dem Objektiv. Daher niemals die Kamera unverpackt in einen warmen Raum bringen. Entweder hat man eine Fototasche (die natürlich auch kalt sein sollte!) in die die Kamera noch draußen verpackt wird oder man steckt die Kamera in einen Plastiksack (dadurch kann keine oder sehr viel weniger Luftfeuchtigkeit an der Kamera kondensieren) bevor man sie herein holt. Wenn man sich die Fotos gleich ansehen will kann die Speicherkarte natürlich noch draußen entfernt werden. Die Kamera würde ich zumindest zwei Stunden akklimatisieren lassen, am besten ist aber man lässt sie bis zum nächsten Morgen verpackt. Fotoausrüstung und Dunkelheit Ich habe an meiner Fotoausrüstung bestimmte neuralgische Punkte mit kleinen weißen oder gelben Aufklebern oder Klebeband markiert. Dazu gehören zum Beispiel die Auslösetaste und die Set/OK Taste auf der Kamera. Zusätzlich habe ich auf der Kamera an der Vorderseite den Einrastpunkt für das Objektivbajonett markiert und ebenso auf allen Objektiven die ich in der Dunkelheit verwende. Die Kamera besitzt natürlich serienmäßig ebenfalls diese Markierung, diese ist aber erst sichtbar wenn das Objektiv bereits abgenommen ist. Beim Fernauslöser habe ich die Auslösetaste und das ganze Fernauslösergehäuse markiert um ihn schnell zu finden wenn er in der Dunkelheit an der Kamera herum baumelt. Am Kugelkopf habe ich den Drehknopf für die Winkelverstellung und die Position der Ausnehmung für Hochkantaufnahmen mit Klebeband markiert. Die Stirnlampe Die Stirnlampe ist ein sehr wichtiges Utensil. Auch wenn man zuhause der Meinung ist man kann seine Kamera blind bedienen, „da draußen“ sieht es oft doch ganz anders aus. Eine Stirnlampe ist hilfreich beim Akkuwechsel oder beim Ablesen der Wasserwaage um das Stativ für eine Panoramaaufnahme zu nivellieren. Ich empfehle aber unbedingt eine Stirnlampe mit Rotlichtfunktion. Das weiße Licht ist, auch auf der schwachen Stufe, oft noch viel zu hell. Grundsätzlich sollte die Verwendung einer Stirnlampe auf das wesentlichste beschränkt werden, speziell wenn auch andere Fotobegeisterte in der Nähe sind. Das Nordlicht lässt sich auch am besten mit abgeschalteter Stirnlampe beobachten, es muss dazu nicht in den Himmel geleuchtet werden. Wenn man im Dunkeln im Gelände unterwegs ist, vor allem bei mondloser Nacht, sollte man die Stirnlampe verwenden um den Weg auszuleuchten- denn Sicherheit geht immer vor. Ich bin einmal direkt vor der Unterkunft am Hosenboden eine Böschung hinunter gerutscht und in einem Wassergraben gelandet weil ich die Stirnlampe nicht verwendet habe. In dem Fall war es kein Problem, aber wenn das weit weg von der Behausung passiert ist das nicht so lustig. Bildkomposition Als Einsteigerin oder Einsteiger in die Nordlichtfotografie ist man dazu geneigt einfach die Kamera gen Himmel zu richten, den Auslöser zu drücken wenn sich ein Nordlicht zeigt und sich zu freuen wenn ein grüner Fleck auf dem Kameradisplay zu sehen ist. Die Aurora ist ja schließlich spektakulär genug, oder etwa nicht? Eine Ausnahme bildet hier vielleicht die Fotografie einer Aurora, die direkt über dem Kopf tanzt, eine sogenannte Polarlichtkorona. Diese Erscheinung bietet oft wirklich spektakuläre Strukturen und Farben die für sich allein ausreichend interessant sind für ein Foto. Nachdem es sich bei einer Polarlichtkorona um ein perspektivisches Phänomen handelt, das nur zu sehen ist wenn sich das Nordlicht über einem im Zenit befindet ist es oft auch gar nicht möglich hier noch zusätzlich eine Landschaft im Bild zu haben da der Bildausschnitt dafür einfach nicht ausreichend groß genug sein kann.
Mondlicht Oft ist zu lesen, dass man es vermeiden sollte eine Nordlichtreise während einer Vollmondphase anzutreten bzw. dass Neumondphasen zu bevorzugen sind. Wir sind hier anderer Meinung. Mondlicht kann die Attraktivität einer Nordlichtaufnahme enorm steigern, weil eben auch die Landschaft im Hintergrund und das Vordergrundmotiv durch das Mondlicht beleuchtet werden. Bei Neumond hingegen ist eine Landschaft und vielleicht auch ein Vordergrundmotiv stockschwarz. Beim Vordergrund kann man sich vielleicht noch mit einer künstlichen Lichtquelle behelfen, bei einer Landschaft im Hintergrund sieht man bestenfalls schwarze Konturen.
Wolken Bewölkung ist der schlimmste Feind bei der Nordlichtbeobachtung. Nachdem die Aurora in Höhen von 80 km oder mehr auftritt, ist ein klarer Himmel zur Beobachtung unerlässlich. Eine geschlossene Wolkendecke macht eine Nordlichtbeobachtung unmöglich, egal wie intensiv die Aurora ist. Von ein paar Wölkchen sollte man sich aber nicht abhalten lassen. Im Gegenteil, Wolken auf dem Bild können die Aurora sogar noch imposanter bzw. dramatischer erscheinen lassen. Man bekommt dadurch einen besseren Eindruck von der gewaltigen Ausdehnung und Entfernung der Aurora und das Foto gewinnt deutlich an Räumlichkeit.
Sonstiges Auf keinen Fall sollte man nur mit einem lichtstarken Weitwinkelobjektiv in den hohen Norden reisen. Wer noch nie zur dunklen Jahreszeit dort gewesen ist, kann sich die Lichtstimmungen gar nicht vorstellen. Das arktische Licht ist etwas ganz besonderes, da die Sonne selbst zur Tagesmitte sehr tief steht und Sonnenaufgänge und –untergänge (für mitteleuropäische Maßstäbe) wie in Zeitlupe vor sich gehen. Deshalb sollte auch ein Objektiv für die Tageslichtfotografie mitgenommen werden und wenn vorhanden auch die üblichen Filter (Polfilter, Graufilter, …).
Zum Abschluss Alle oben genannten Tipps sind natürlich nur als Empfehlung zu verstehen. Keinesfalls ist damit gemeint, dass beispielsweise das Nordlicht ausschließlich mit einem Vordergrundmotiv fotografiert werden sollte. Aber dieser Tipp ist vielleicht hilfreich um auch sehr schöne Nordlichtfotos zu erhalten wenn die Aurora nur schwache oder durchschnittliche Aktivität aufweist. Meistens ist das auch die Regel. Die Wahrscheinlichkeit, zufällig einen starken magnetischen Sturm während eines Nordlichturlaubs zu erleben ist leider recht gering (und das Wetter muss dann auch noch mitspielen!). Bei einem malerischen Vordergrundmotiv und einer von Mondlicht beleuchteten, unberührten Schneelandschaft im Hintergrund genügt aber vielleicht schon ein einfacher grüner Nordlichtbogen am Himmel damit man sich das Foto als Poster ausdrucken lässt und an die Wand hängt.
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