BACK TO THE ROOTS - Vom Großstadtdschungel ins Friluftsliv
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Es zieht uns wieder in den Norden! Nach 3 Jahren wollen wir wieder Friluftsliv spüren -draußen unterwegs sein und einen Schlafplatz unter den Sternen haben, dort wo es uns gefällt. Doch wo kommt man relativ schnell und halbwegs klimafreundlich mit dem Fahrrad hin, wenn man nicht unendlich viel Zeit hat? Dänemark - das Fahrradparadies schlechthin! Dort gibt es zwar kein generelles Jedermannsrecht, aber massenhaft viele freie Zeltplätze oder Shelters – Holzunterstände  in denen man übernachten kann, meist mit Grillstelle und oft mit Wasserhahn. Mit der Nähe zu Hamburg sollte das mit der Bahn durchaus machbar sein. Für die Verbindung Wien-Hamburg gibt es ein gut ausgebautes Nachtzugangebot. Nur die Fahrräder und ein Platz in dem Liegewagen sind bei Kurzentschlossenen eine eher unmögliche Kombination. Nach einigen Recherchen fanden wir eine Direkt-Nachtverbindung von Salzburg nach Sylt. Und von Sylt aus gibt es eine Fähre auf die Insel Rømø in Dänemark - das wissen wir von unserer 23°Nordwärts-Tour. In diesem Zug gibt es auch genug Fahrradabstellplätze und ein Privatliegeabteil gibt es auch noch so kurzfristig. Nach Salzburg hat man von Wien aus sowieso eine gute Anbindung. Also los-Back to the roots!
Die Fahrräder sind schnell umgebaut und die Packtaschen schnell vollgestopft. Da wir nur 2 Wochen unterwegs sind, und das im Sommer, lasse ich nach langem Überlegen die Daunenjacke doch zu Hause und spare damit Platz. Das Regengewand packe ich aber trotzdem ein. Und wie immer ist mein Kleiderberg größer als der von Martin. Der fährt diesmal mit Minimalausrüstung. Das ist auch keine Kunst, wenn ich Zelt und Kochzeugs bei mir am Rad verstaut habe. Martin übernimmt dafür wieder den Transport der Ersatz- und Reparaturteile und des Kochers.

24.6. und 25.6.2022
Gemütlich geht es am 24.6. mit ausreichend Zeitpuffer mit dem Zug von Wien nach Salzburg. Martin's professionelle Verstauung unserer Fahrräder in der Bahn bringen uns gleich ein Lob des Zugbegleiters ein. In 3 Stunden haben wir Salzburg erreicht. Hier haben wir 4 Stunden Aufenthalt. Angesichts des schönen Wetters ist das kein Problem und wir radln in den Mirabellgarten, um dort das schöne Wetter zu genießen. Als graue Wolken aufziehen, machen wir uns auf den Weg retour zum Bahnhof. Davor decken wir uns aber noch mit Süßem ein - und was kommt dafür anderes in Frage als etwas Schokoladiges in Kugelform? Am Bahnhof besorgen wir uns noch ein Abendessen und schlagen unser Lager auf Bahnsteig 1 auf. Gerade rechtzeitig als es zu blitzen und grollen anfängt. Schon bald rollt nicht nur unser Zug ein, sondern auch die Regen- und Hagelfront.

Nach 15min ist der Spuk vorbei und wir können trockenen Fußes unsere Fahrräder verladen. Während ich auf unser Gepäck aufpasse, verstaut Martin unsere Fahrräder wieder fachgerecht in dem großzügigen Radtransportwaggon.

Noch scheint Nebensaison zu sein. Außer unseren 2 Fahrrädern sind noch 3 andere hier untergebracht.
Wir richten uns in unserem Abteil ein, das etwas, naja sagen wir, rustikal ist und offensichtlich schon viele Benutzer:innen gesehen hat. Das sehen auch wir an den Gebrauchsspuren die teilweise einen etwas grindigen Eindruck hinterlassen. Aber die Betten sind ganz ok und das Bettzeug schaut frisch aus. Ein Vorteil der alten Waggons ist, dass man die Fenster öffnen und sich den Fahrtwind um die Nase wehen lassen kann. Martin organisiert sich noch ein Spezigetränk im Bordbistro, bevor wir uns in die Betten verkriechen. Wir verbringen eine ruhige Nachtfahrt. Da wir im letzten Waggon untergebracht sind, werden wir nur bei den Ankopplungsarbeiten mit dem Zugteil aus Basel geweckt. In der Früh ist traumhaftes Wetter. Nach einem Check, ob auch unsere Fahrräder die Nacht gut verbracht haben, lassen wir uns das Frühstück mit Tee und Kaffe (mit einem e!) schmecken, dass wir uns im Zug gönnen. Schon bald erreichen wir Hamburg und kreuzen hier erstmals unsere Radstrecke aus 2019. Nach einem außerplanmäßigen Aufenthalt in Itzehoe wegen einer defekten Hebebrücke in Husum überqueren wir unser Teilstück an dem Nord-Ost-See-Kanal. Damals waren wir im April hier unterwegs und hatten ein ähnliches Traumwetter, allerdings nicht ganz so warm.
Um ca. 13:00 kamen wir in Westerland auf Sylt an.

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Die kreischenden Möwen begrüßten uns. Wie ist mir das doch abgegangen! Wir sattelten unsere Drahtesel und verließen auf schnellstem Wege den Ort Richtung Norden. Eine nette Einheimische bot uns an, uns ein Teilstück mitzunehmen und zeigte uns die Schleichwege Westerlands. So umschifften wir vorerst die Haupt-Radroute Richtung List. Schon bald trafen wir aber auf unsere alten Reifenspuren. Wir waren tatsächlich zurück. Es war einfach nur toll und alleine für diesen Augenblick hat sich die Reise schon gelohnt. Wir hatten Rückenwind, es war sommerlich warm und alles blühte.

Flott erreichten wir List und nach einem Fischbrötchen mit Backfisch und Remoulade ging es mit der Fähre nach Rømø.

Wir sind in Dänemark!

Im selben Supermarkt wie damals gab es zur Feier des Tages ein Faxe Kondi und wir deckten uns mit dem Nötigsten für heute Abend und morgen Früh ein. Mit Rückenwind ging es diesmal sehr flott über den Damm aufs Festland. Hier verlassen wir den bekannten Pfad, aber verfolgen die Nordvestkystrute in entgegengesetzter Richtung nach Süd.

Es ist eine traumhafte Strecke, so wie ich es mir vorgestellt habe.

Wir kommen in dem äußerst netten Ort Ballum an.

Hier haben wir hinter der Grundschule unseren ersten Shelter für heute Nacht ausfindig gemacht. Hier gibt es ein Tipi, 2 Shelter und ein großes Grillhaus. Ein Shelter und das Tipi sind bereits besetzt, aber der Shelter in der Mitte ist noch frei und den schnappen wir uns. Auf diesem Platz gibt es sogar eine Dusche, die wir gerne in Anspruch nehmen.

Tageskilometerstand: 51,04km

26.6.2022
Ein traumhaftes Wetter weckt uns. Heute schlagen wir uns quer durch Dänemark an die Ostküste. Wir haben auch heute vorwiegend Rückenwind. Anfangs geht es vor allem durch landwirtschaftliches Gebiet und vorbei an vielen Viehbetrieben.

Ein kurzer Abstecher führt uns zur Tjørborg-Ruine.

Danach geht es weiter auf Nebenstraßen bis nach Rødekru. Hier wird fürs Abendessen eingekauft. Wir wollen heute Würstel grillen! 15km sind es bis zu dem ausgewählten Shelter in Søndeballe. Auf dem Weg testen wir noch schnell einen Teil der Tour de France Strecke, die hier im Juli vorbeigehen soll.

Zwischendurch finden wir heute auch ein paar nette Karrenwege abseits der Straße.

Da wir von unserem Ziel nicht mehr weit entfernt waren, war das die Chance an einem der Gardsbutikken am Straßenrand Erdbeeren einzukaufen.

Am Shelter angekommen erklärt uns eine Dame, dass dieser momentan nicht benützt werden kann. Das habe ich schon befürchtet, da in der Beschreibung stand, dass der Shelter bei Veranstaltungen in der daneben gelegenen Schule nicht zur Verfügung steht. Martin machte einen weiteren Übernachtungsplatz 28 km entfernt aus. Also schwangen wir uns wieder auf die Räder und traten ordentlich in die Pedale. Da es auch hier erst so gegen 0 Uhr annähernd dunkel wird, spielt Zeit keine Rolle. Mit Rückenwind gings flott dahin. Bei einer kurzen Pause futterten wir die Riesen-Erdbeeren. Die schmeckten so richtig gut nach sonnengereiften Erdbeeren.

Wir kamen an einem traumhaften Shelter mit Meerblick und Privatstrand an der Ostsee. Eine Grillstelle gab’s natürlich auch. Unsere Grillgabeln wurden ausgepackt und los ging das fröhliche Würstelgrillen.

Wir nahmen sogar ein kurzes Bad in der Ostsee.

Mit einem tollen Sonnenuntergang geht der Tag zu Ende.

Tageskilometer: 100,23km

27.6.2022
Wie es uns die Wettervorhersage prophezeite, regnete es. Und das soll den ganzen Tag so bleiben. Erst am Abend soll es aufhören. Also sind wir den ganzen Tag im Shelter gehockt, haben Tee gekocht, ungesundes Zeug gefuttert und die Wettervorhersage beobachtet.

Die Vorhersagen stimmten ganz genau. Nachdem der Regen um 22Uhr aufhören soll, beschlossen wir, dass wir das lange Tageslicht nutzen und so noch ein paar Kilometer zurücklegen wollen. Martin recherchierte und fand einen Zeltplatz in 28km Entfernung kurz nach Haderslev. Also fingen wir um 21Uhr an alles zusammenzupacken und konnten pünktlich um 22Uhr losradeln, da sich das Wolkenband verzogen hatten und der Regen aufhörte. Es kann endlich wieder weitergehen.

Die Straßen waren um diese Uhrzeit natürlich leer und die Radwege sowieso. Eine wunderschöne Abendstimmung begleitete uns.

Gegen 23:30 erreichten wir den Zeltplatz in Haderslev Sønderskov, stellten unser Zelt auf und um 0:15Uhr krochen wir in den Schlafsack.

Tageskilometer: 24,06km

28.6.2022
Ein herrlicher Sommertag weckte uns. Wir frühstückten gemütlich, packten alles zusammen und um 12Uhr ging es auf einem netten Waldweg wieder zurück in Richtung Haderslev.

Allerdings nicht lange, denn nach 3km hatte ich einen Platten. Immerhin war in der Nähe ein nettes Aussichtsplatzerl mit Bänken, wo der Schlauch komfortabel ausgewechselt werden konnte.

Frohen Mutes ging es weiter durch einen Tiergarten. Schon nach weiteren 4km legten wir abermals eine unfreiwillige Pause ein, denn nun hatte Martin einen Patschen. Immerhin gab es auch hier ein Rastplätzchen und eine nette Aussicht.

Nachdem auch hier wieder Luft im Reifen war, kamen wir endlich in Haderslev an. Dass Radfahren hier einen besonderen Stellenwert hat, sieht man nicht nur daran, dass auch hier alles für den Empfang der Tour de France geschmückt war, sondern auch, dass die Radstreifen glatt asphaltiert waren und die Autospur gepflastert.

Von nun an folgten wir der Østkystrute. Durch Felder ging es Richtung Norden. Die nächste Station war Hejlsminde.

Dort trafen wir wieder aufs Meer. Das Wetter und das Meer boten sich an, bei der erstbesten (und einzigen) Eisbude einzubiegen und ein Softeis mit Kakao zu schlecken.

Danach ging es wieder querfeldein bis nach Kolding, wo wir für einen Supermarktbesuch stehenblieben.

Während ich alles Mögliche für das Abendessen einkaufte, recherchierte Martin nach einem Übernachtungsplatz. Entlang des Radweges „Troldhedestien“ soll es einen tollen Shelterplatz geben. Also nix wie hin.
Die alte Eisenbahnstation Dybvadbro station aus 1917 wurde zu einem Firluftsliv-Platz umgestaltet. Es gab Grillplätze, Toiletten, einen überdachten Essensplatz mit Abwaschbecken und 6 Luxusshelter, die über Stege mitten in den Schilfgürtel gebaut waren. Und das alles rollstuhlgerecht.

Da sich die Shelter direkt am Wasser befanden, tummelten sich hier schon ein paar Gelsen. So beschlossen wir, nachdem wir keine Information darüber fanden, dass das verboten sei, unser Zelt aufzustellen. Außerdem war außer uns kein Mensch hier. Martin machte noch Feuer in der Grillstelle und wir grillten uns Fiskekaker (Fischburger), wie wir sie aus Norwegen kannten. Da es Ketchup hier nur in der XXL Flasche zu kaufen gab, grillten wir uns Paradeiser, die wir dann in unsere Weckerl quetschten. Komplettiert wurde der Fischburger mit Senf und knackiger Gurke. Nachdem die Sonne hinter den Bäumen verschwand, wurde es doch ziemlich frisch. Nach einer Katzenwäsche am Luxusklo, das sogar beheizt war, ging es um 0:30 in den Schlafsack. Sicherheitshalber stellten wir uns den Wecker für 7:00. Damit wir, für den Fall, dass Ausflügler:innen vorbeikamen, unser Zelt möglichst früh verpacken konnten.

Tageskilometer: 84,33km

29.6.2022
Der Wecker klingelte also um 7:00 und es ging los mit unserer üblichen Arbeitsteilung. Martin war für’s Frühstück zuständig und ich für‘s Zusammenpacken. Also alles raus aus dem Zelt, Schlafsäcke zum Lüften aufhängen und Zeltinnenseite vom Kondenswasser befreien. Diesmal war ich so schlau und habe ein Wettex mitgenommen-das ist meiner Meinung nach das saugstärkste und praktikabelste Utensil für diese Tätigkeit.

Um 9 Uhr war das Zelt verpackt, gerade rechtzeitig, als eine Kindergartengruppe eintraf. Sogar Steckdosen gab es beim überdachten Essenplatz, sodass wir unsere Akkus und Powerbanks aufladen konnten. Ein wirklicher Luxus dieser Platz und ich nutzte die Außenküche mit dem Waschbecken, um unsere verschwitzte Wäsche zu waschen. Heute war wieder ein herrlicher Tag und so konnten wir die nassen Sachen gleichmäßig auf unseren Fahrrädern verteilen, damit sie in der Sonne und dem Fahrtwind trocknen können. Dazu habe ich einen unserer Packsäcke mit Wasser und Waschmittel gefüllt, die Wäsche nach und nach reingestopft, die Luft aus dem Packsack gepresst und dann den Sack kräftig geknetet. Das hat eigentlich ganz gut geklappt. Wir haben dann noch fertig gefrühstückt und um 10Uhr waren wir startklar. Den Trollhedestien ging es zurück Richtung Kolding. Gestoppt wurden wir bereits nach 5km als ich wieder einen Platten am Hinterrad hatte.

2019 hatten wir unseren ersten Platten nach über 1000km, da hatten wir ja richtig Glück. Nachdem wir keinen Ersatzschlauch mehr hatten, mussten wir das Loch picken. Das braucht halt seine Zeit. Die Zeit nutzten wir, dass wir gleich noch die beiden anderen Schläuche von gestern mitpickten. Die Zeit, die wir durch das frühe Aufstehen gewonnen hatten, war also wieder dahin und es war 11:30 als es endlich wieder weitergehen konnte. Von Kolding ging es dann auf einer landschafltich absolut uninteressanten Strecke, meist neben der Hauptstraße nach Frederica. Das war etwas öde. In Frederica gab es aber ein Softeis für uns und danach führte uns die Strecke immer wieder auf sehr netten Abschnitten entlang vom Strand mit Meeresblick. So stellen wir uns das vor.

Wir haben uns extra für die Küstenroute entschieden, damit wir das Meer sehen-schließlich haben wir sowas in Österreich nicht. Unterwegs kamen wir auch bei einem Fahrradgeschäft vorbei, wo auch neue Ersatzschläuche angeschafft wurden und Martin sich ein neues Felgenband besorgte, da er seines ersetzen musste. Die Ostküste Dänemarks kann ganz schön hügelig sein und da das hier anscheinend nicht so die Regel ist, wird jeder Gipfel (Toppen) sogar beschildert.

Kurz vor Vejle fanden wir wieder einen netten Zeltplatz, der gegenüber vom öffentlichen Badeplatz lag. Hier trafen wir auf Sebastian, der mit seinem Fahrrad auf dem Weg zum Nordkap ist. Als wir das hörten, waren wir natürlich Feuer und Flamme und erinnerten uns an unsere Tour 2019. Wir erzählten, wo es uns besonders gut gefallen hatte und unterhielten uns natürlich noch lange am Abend am Lagerfeuer. Sebastian nutzt seine Radtour als Spendenfahrt unter dem Motto „ride for rollstuhl“ Er möchte damit Strandrollstühle finanzieren, damit auch Rollstuhlfahrer:innen am Strand- und Badevergnügen teilhaben können. Das fanden wir natürlich genial.

Tageskilometer: 66,68km

30.6.2022
Heute strahlte uns in der Früh gleich wieder die Sonne ins Gesicht und ich nutzte das tolle Wetter, um vor dem Frühstück noch schnell ins Meer zu hüpfen. Wir kamen zwar noch vor Sebastian weg, aber es dauerte nicht lange, da holte er uns mit seinem Gravelbike schon bald ein.
Wir wünschen ihm jedenfalls eine tolle Tour und am liebsten würde ich gleich auch nochmal Richtung Nordkap aufbrechen. Es ging durch die kleine Stadt Vejle, die ebenfalls im Tour de France Fieber ist. Hier wird alles Mögliche im Tour de France-Look dekoriert.

Vejle besticht allerdings auch mit ganz spektakulärer Architektur.

Heute haben wir zur Abwechslung einmal Gegenwind, aber das macht nichts. Es geht immer wieder am Meer entlang und mal wieder durch Wälder. Wir sind es aus Österreich ja gar nicht gewöhnt, dass man so einfach durch den Wald fahren darf und genießen das Vogelgezwitscher und das Grün um uns herum.

Zum Meer geht’s hinunter und danach muss wieder bergauf gestrampelt werden. Im Vergleich zu Österreich ist hier das Radfahren erlaubt, sogar auf allen Privatwegen. Verboten ist es nur, wenn das ausdrücklich angeschrieben ist. Das haben wir aber bisher noch nirgends erlebt. Kurzfristig haben wir uns dazu entschlossen, von Søndrup mit der Fähre auf die Insel Hjarnø zu fahren.

Der Fährmann hat uns netterweise gleich erklärt, wo wir einen Zeltplatz finden. Auf der Insel angekommen entschieden wir uns, dass wir auf den Campingplatz fahren. Dort könnten wir unsere Wäsche waschen und eine Dusche wäre auch mal wieder nicht schlecht. Wir fuhren einen kleinen Umweg zum Campingplatz am Strand entlang und wir waren begeistert wie nett es hier war.

Da es Donnerstag war, war nicht viel los, der Campingplatz war praktisch leer und wir waren sowieso weit und breit das einzige Zelt.

Tourist:innen scheinen hier auch nicht viele vorbeizukommen, das gefiel uns natürlich. Die Campingplatzgäste waren vorwiegende Dauercamper. Wir machten wieder ein Feuer und grillten Grillkäse und Würstel. Ein Däne gesellte sich zu uns und wir hatten eine nette Unterhaltung.

Tageskilometer: 69,1km

1.7.2022
In der Früh begann es kurz zu regnen und die Wetterprognose sagte dies für den ganzen Tag voraus, also entschieden wir uns dazu uns hier eine Hütte zu nehmen. So hieß es für uns erst einmal zusammenpacken und umziehen, bevor es wieder zu regnen begann. Gesagt, getan. Nachdem es zwar bedeckt war, wollten wir die regenfreie Zeit nutzen, um uns auf der Insel ein bisschen umzusehen. Wir fuhren zu den Wikingergräbern und erforschten den Strand.

Auf dem entzückenden Wikinger-Minigolfplatz spielten wir auch eine Partie, die ich mit klarem Vorsprung gewann.

Und dafür gab es ein lokales Eis aus dem Selbstbedienungshütterl. In Dänemark gibt es überall solche Selbsbedienungshütterln am Straßenrand wo man alles Mögliche, aber vorwiegend Obst oder Gemüse kaufen kann. Hier am Minigolfplatz gab es einfach einen Kühlschrank mit Eis und Getränken. Das Geld legt man einfach in eine Box oder bezahlt per App. Wir fuhren dann noch einmal um die Insel herum, um dann unsere Beine hochzulegen und das Treiben auf dem Campingplatz zu beobachten, das langsam zunahm, nachdem es Freitag war. Wir planten, wie wir die nächsten Tage weiterfahren sollten. Nachdem die Halbzeit unseres Urlaubs da war, beschlossen wir auf die Westküste zu wechseln und dann unserer Route 2019 in entgegengesetzter Richtung zu folgen. Zu regen hatte es nie wirklich begonnen. Naja, ein Ruhetag kann auch nicht schaden.

2.7.2022
Nach einem Frühstück in der Sonne und mit frischen Erdbeeren ging es um 8:45 los.

Das war für uns relativ früh, aber da wir kein Zelt zusammenpacken mussten, waren wir natürlich flott. Wir setzen wieder mit der Fähre aufs Festland über.

Von der Anlegestelle in Søndrup ging es mit Rückenwind noch ein Stückchen Richtung Nordosten nach Horsens. Diese Stadt bot ebenfalls eine beeindruckende Radfahrinfrastruktur.

Hier bogen wir nun in Richtung West auf die Sykkelrute 4 ab, auch „Denmark på tværs“ genannt (Dänemark der quer sozusagen). Die Routenführung war teilweise nur auf der Straße und das, ganz untypisch für Dänemark, ohne Radweg. Wir suchten eine Alternativroute auf Waldwegen und so hatten wir eine echt nette Streckenführung durch Wälder, entlang von schönen Wiesen und vorbei an Hügelgräbern.

Wir kamen am berühmten Ochsenweg/Hærvejen vorbei, den wir ein kurzes Stück bis zu einem Shelterplatz folgten. Eine schöne große Wiese mit Grillplatz und Bankerln und ein Shelter. Der war allerdings schon besetzt und so stellten wir unser Zelt auf. Unsere Platzgenossen waren Weitwanderer, die den ganzen Ochsenweg entlang wandern. Einer von den beiden trainiert damit für den Camino. Später kam auch noch eine Familie mit alten Mofas dazu, die sich zu uns auf den Zeltplatz gesellten. Im Zelt bemerkten wir, dass es hier anscheinend viele Zecken gab. Alleine zwei im Vorzelt und auf Martins Haxn wollte es sich auch gerade einer gemütlich machen. So beschlossen wir, dass wir morgen hier gar nicht lange frühstücken wollen, sondern so schnell wie möglich abhauen und uns für das Frühstück ein anderes Paltzerl suchen.

Tageskilometer: 83,1km

3.7.2022
In der Früh haben wir alles schnell zusammengepackt und sind dabei mit der Mofa-Familie ins Gespräch gekommen. Wo wir herkommen, wo wir hin wollen, wo sie hinfahren und so weiter. Als wir dann schon fast beim Abfahren waren, kam der Famileinvater zu uns und überreichte uns ein Packerl: „Das ist ein Geschenk für euch, ein typisch dänischer Zitronenkuchen“. Oh wie nett! Wir waren so begeistert und irgendwie hätten wir gerne etwas zurückgeschenkt, aber hatten nichts dabei.
Nach dieser netten Begegnung sind wir also los und es ging auf einem wunderschönen Schotterweg im Wald entlang. Nach 25 km haben wir auf einem netten Picknickplatz Käseweckerln gegessen. Der Kuchen wurde angeschnitten und Martin hat sich seinen Teil gleich ausgesucht.

Heute wollten wir es jedenfalls so weit wie möglich bis in den Westen schaffen. Anfangs ging es noch sehr idyllisch auf Schotterstraßen durch Wälder und durch ein ehemaliges Braunkohlegebiet, das nun zu einem Ausflugsziel umfunktioniert wurde.

An Windrädern sind wir natürlich auch vorbeigekommen.

Ab Skjerm war es eintönig und es ging 30km auf einem Radweg entlang einer Straße bis Ringkøbing. Dort gabs eine Softeis-Pause. Das gab Energie und Motivation und wir radelten an den Stadil Fjord auf einen wunderbaren Shelterplatz direkt bei einem Bootsanlegeplatz, der gut ausgestattet war. Es gab ein Luxusklo, ein Außenwaschbecken und einen überdachten Essensplatz. Da uns die Shelter in Form von Tipis irgendwie zu dunkel und zu eng waren, beschlossen wir unser Zelt aufzustellen. Das wollten wir aber erst machen, wenn niemand mehr da war. Momentan war hier noch reger Betrieb am Bootsanlegeplatz und wir wollten sowieso vorher noch essen. Heute gab es wieder selbstgemachte Fischburger mit gebratenen Erdäpfeln.

Dafür haben wir tiefgefrorene Potatowedges gekauft. Der Transport auf den Packtaschen in der Sonne hat sie langsam aufgetaut bis wir sie in die Pfanne geschmissen haben. Auf dem Benzinkocher ist die Hitze zwar schwer zu regulieren und es brennt schneller an, aber nachdem wir unsere Küchenutensilien um einen Holzlöffel und eine Holzwendeschaufel erweitert haben, hat der Chefkoch Martin das richtig gut hinbekommen. Gut gesättigt genossen wir noch die tolle Abendstimmung am Fjord, bevor wir dann unser Zelt aufstellten.

Nachdem ich es ja eigentlich gar nicht so mag, wenn man so verschwitzt und verklebt in den Schlafsack kriechen muss, habe ich heute den Tipp der Outdoordusche ausprobiert, den ich von 2 Radreisenden aus ihren Videos aufgeschnappt habe. Dazu wird Wasser heiß gemacht, eine typische Radtrinkflasche zu 2/3 mit kaltem Wasser befüllt und dann mit dem heißen Wasser aufgefüllt und gemischt. Die Trinkflasche wird nun zu einem Duschkopf umfunktioniert, was erstaunlich gut funktioniert. Kein Vergleich. So lässt es sich noch viel besser in den Schlafsack kuscheln.

Tageskilometer: 112,7km

4.7.2022
In der Früh begrüßt uns wieder Sonnenschein. Im überdachten Bootshaus mit großzügigem Tisch und Sitzbänken kümmerte sich Martin ums Frühstück, während ich wieder unsere Sachen zusammenpackte und einen Packsack-Wäsche-Waschgang einlegte.

Um 11 Uhr gings dann los und wir bogen von der Sykkelrute 4 auf die Vestkysrute ab. Von nun an folgen wir unserer Route aus 2019 in entgegengesetzter Richtung. In Hvide Sande trafen wir auch wieder auf die Skulptur, die den 56. Breitengrad markiert-die gab es also immer noch, nur leider eingezäunt.

Wahrscheinlich, weil die Tourist:innen immer unbefugt darauf herumturnen. Natürlich kehrten wir auch gleich wieder in die Bäckerei auf Kaffee/Kakao und Kanelsnegel (Zimtschnecke) ein. Danach ging es weiter durch die Dünen. Heute wehte heftiger Nordwestwind und wir wechselten zwischen Rücken, Seiten – und Gegenwind ab. Da wir unbedingt das Meer sehen wollten, kraxelten wir auf eine Düne.

Sobald man über den Dünenkamm kam, gab es ein gratis Sandstrahlpeeling und eine wunderbare Aussicht.

An einige Stellen konnten wir uns natürlich genau erinnern, wie etwa an diesen Leuchtturm.

Nur ein knapp 30 Minuten langer, kräftiger Regenschauer trübte kurzfristig den heutigen Sonnentag. Den Regenschauer konnten wir unter einer Föhre halbwegs trocken abwarten, bevor es fröhlich durch die Dünen weiter ging. Auf einem alten Schießplatz, der zu einem Zeltplatz umfunktioniert worden war, quartierten wir uns mit unserem Zelt ein. Es war wieder ein toller Platz, mit Bänken und Tischen und einer Grillstelle. Auch Trinkwasser war vorhanden. Wir freuten uns jedenfalls wieder auf unserer alten Route zu sein.

Tageskilometer: 53,22km

5.7.2022
Heute lagen wir mit dem Zusammenpacken gut in der Zeit. Unseren Vorsprung verloren wir, als wir gerade unsere Räder bepacken wollten und feststellten, dass Martin einen Patschen hatte. Immerhin nützte er den Schlauchwechsel, um auch gleich das neu gekaufte Felgenband zum Einsatz zu bringen. Danach ging es auf Radwegen durch Dünen und Wälder in Richtung Esbjerg. Hier trafen wir auch wieder auf alte „Bekannte“.

Als wir uns beim Supermarkt in Esbjerg einschliffen, fing es auch glatt zum Regnen an. Immerhin konnten wir uns da unterstellen. Nachdem wir den Einkauf verstaut hatten und gerade über den Parkplatz rollten, da rollte auch schon die nächste Regenfront über uns. Also stellten wir uns bei der Tankstelle unter und warteten ab. Als der Regen vorbei war, ging es endlich weiter. Das Ziel war ein 7km entfernter Shelterplatz. Beim Shelterplatz angekommen, gefiel mir der irgendwie gar nicht. Ein Shelter war auch schon belegt. Was ja prinzipiell kein Problem darstellt, aber irgendwie war die Person eigenartig. Also beschloss ich, dass wir weiterfahren. Wir hatten bereits 87km am Tacho stehen und es sah immer noch nach Regen aus. Trotzdem, hier wollte ich nicht bleiben. Immerhin hatten wir ordentlich Rückenwind und so radelten wir den Regenwolken sprichwörtlich davon und die 20km waren eine wirklich flotte Fahrt. Unsere über 100km Etappe wurde mit einem wunderschönen Shelterplatz belohnt, direkt an einem Fluss.

Meine Outdoordusche musste ich allerdings auf 22:30Uhr verlegen, da sich die Dorfjugend zum Plaudern im zweiten Shelter vor dem Regen verkroch. Recht haben sie, wäre ja schade wenn der tolle Platz unbenutzt blieb. Da wir heute im Shelter übernachteten, blieb das Zelt eingepackt.

Tageskilometer: 87,99km

6.7.2022
Heute war nur ein kurzer Tag geplant. Wir wollten nur 10km bis zum Campingplatz kurz vor Ribe fahren, um dort nach einer Hütte zu fragen. Ribe hat uns beim letzten Mal so gut gefallen, dass wir hier gerne eine Nacht bleiben und uns das Wikingermuseum ansehen wollten. Als wir 2019 hier waren, hatte es noch geschlossen. Leider waren alle Hütten am Campingplatz ausgebucht. Also recherchierten wir, ob es nicht vielleicht eine andere Übernachtungsmöglichkeit in Ribe gab. Und siehe da, wir hatten Glück. Ein schnuckeliges Apartment in einem schnuckeligen Häuschen mitten in der Altstadt. Da müssen wir hin. Und nachdem uns der Vermieter eine zweite Nacht zu einem günstigeren Preis anbot, planten wir kurzfristig um, da wir sowieso flott im Zeitplan lagen. Bis wir das Apartment beziehen konnten, vertrieben wir uns die Zeit damit durch die entzückende Altstadt zu radeln und in diversen Cafés einzukehren.

Tageskilometer: 15,62km

7.7.2022
Heute gab es Frühstück aus der Bäckerei. Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg in das Wikingerfreilichtmuseum. Wir waren recht früh dran und daher war noch recht wenig los. So konnten wir uns im Bogenschießen üben und eine Silbermünze wie damals prägen (Ripamünze).

Für eine dieser Münzen hat man damals 2 Hendln bekommen. Verhungern werden wir also nicht.
Langsam kam die Sonne raus und wir kurvten noch ein bissl durch die entzückende Altstadt.

Ein Café haben wir auch noch gefunden und am Abend gönnten wir uns am Domplatz in der Abendsonne noch einen Aperol.

Ribe ist wirklich ein ausgesprochen entzückendes Städtchen. Vor den alten, verbeulten Häusern blühen wunderschöne Rosen oder Malven und das ein oder andere Fahrrad steht auch davor.

In unserem Innenhof flickte ich in der Abendsonne auch noch einen Schlauch bevor wir kurz vor der Sperrstunde noch im Supermarkt einkauften. Zum Abschluss gab es dann noch ein Softeis für uns - eines, das in flüssige Schokolade getunkt wurde. Hmmmm!

8.7.2022
Heute ging es weiter südwärts entlang der Nordsee und vorbei an Schafen.

Wir fuhren bis an das Ende der dänischen Vestkystrute, bevor wir dann entlang der dänisch-deutschen Grenze wieder Richtung Osten radelten.

Wir wollten die letzte Nacht noch in Dänemark verbringen. Da wir beschlossen hatten, dass wir nicht nach Sylt zurückfahren wollten, sondern in Niebüll in den Alpen-Syltexpress zusteigen wollten, suchten wir uns auf Höhe von Niebüll in Dänemark einen Shelterplatz. Wir kamen im Laufe des Tages an einigen ganz netten Shelterplätzen vorbei, aber für die waren wir viel zu früh dran. Wir wollten am nächsten Tag nur eine kurze Etappe zurücklegen, damit wir keinen Stress mit dem Zug haben. Bei einem Shelter haben sie sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen: man konnte ihn 360 Grad drehen, damit man es immer je nach Windrichtung windgeschützt hatte.
Als es von Uhrzeit und auch Position passte, starteten wir die Shelterplatzsuche. Der 1. Platz gefiel mir irgendwie gar nicht, der 2. war bereits voll besetzt und für den 3. hätten wir eine Sense gebraucht um ich freizulegen. So ging es noch ein ganzes Stückchen weiter bis nach Rens. Da trafen wir wieder auf einen super schönen Übernachtungsplatz. Mitten im Ort auf einem perfekt gepflegten Platz lag versteckt ein runder Shelterplatz mit drei Sheltern und einer Grillhütte mit Tischen und Bänken. Wir entschieden uns wieder, unser Zelt aufzustellen. Leider das letzte Mal für diesen Urlaub.

Tageskilometer: 107,22km

9.7.2022
Heute mussten wir nur eine kurze Etappe bis nach Niebüll in Deutschland radeln.

Wir waren natürlich viel zu früh dran und kamen bereits zur Mittagszeit in Niebüll an und mussten jetzt die Zeit bis 20Uhr rumkriegen. Wir fuhren nochmals zum Meer und statteten dem ein oder anderen Café, Bäckerei, Supermakrt einen Besuch ab. Dann setzen wir uns am Bahngleis in die Sonne. Als wir auf den Bahnsteig kamen, stand da schon eine Verkehrsmeldung, dass auf der Strecke nach Husum der Bahnverkehr eingestellt ist. Na super. Hätten wir doch besser am Startbahnhof einsteigen sollen, dann könnten wir immerhin im Zug sitzen, falls der eine Megaverspätung hat. Naja, es ist ja noch über eine Stunde Zeit. Immer wieder gab es Durchsagen von wegen Störung und Schienenersatzverkehr. Wir unterhielten uns mit 2 gestrandeten Personen, die nach Hamburg wollten. Und auch der Lokführer, dessen Zug hier warten musste, hielt uns mit den News auf dem Laufenden. Schlussendlich berichtete er uns, dass die Störung behoben sei und es bald planmäßig weitergehen sollte. Unser Zug rollte auch tatsächlich pünktlich ein, wir verluden zackig unsere Räder und verkrochen uns in unser Abteil. Wir wurden auf die nächstbessere Liegewagen-Plus-Kategorie upgegradet. Da war das Abteil sogar total in Ordnung. Wir bezogen unsere Betten und so ging es gemütlich im Liegewagen zurück nach Salzburg, wo wir auch ziemlich pünktlich ankamen. Noch vor unserer Ankunft reservierten wir uns Plätze im Anschlusszug nach Wien, wo wir ohne Probleme am späten Nachmittag eintrafen. Und damit ging unsere Reise auch schon wieder zu Ende.

Tageskilometer: 63,85km

Unser Fazit: Dänemark ist einfach immer eine Radreise wert und die Verbindung mit dem Alpen-Syltexpress ist eigentlich sehr gut und es gibt genügend Fahrradplätze. Wir hatten perfektes Wetter für einen Kurzausflug ins Friluftsliv und es war schön einfach so drauflos zu radeln ohne groß etwas organisieren zu müssen, weil es immer genug Zelt-/Shelterplätze gab. Wir können es kaum erwarten, wieder unsere Räder zu packen, loszufahren und das Firluftsliv zu erleben.

Bis bald!

 

Gesamtkilometer: 920km


 

 

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