44- TERVETULOA SUOMEEN
  Herzlich Willkommen in Finnland
2.9.2019, katrin[at]lightriders[dot]info, martin[at]lightriders[dot]info
Unsere Route

28.8.2019
Die ganze Nacht hatte es geregnet und dementsprechend feucht war am Morgen die Luft und auch unser Zelt. Die Sonne bahnte sich schon den Weg durch den Hochnebel und so ging es bei deutlich wärmeren Temperaturen entlang des Tana/Tenoflusses auf der sehr verkehrsarmen 895er in Richtung Finnland.

Nach zirka 20km passierten wir die finnische Grenze. Hier befindet sich der nördlichste Punkt Finnlands und somit auch der Europäischen Union. Der perfekte Ort, um nach langer Zeit  meinem Fahnenmast eine neue Flagge hinzuzufügen.

Ab nun radeln wir am finnischen Ufer des Flusses Teno, der die Grenze zu Norwegen darstellt. Links Finnland, rechts Norwegen.

Auf der sehr ruhigen Straße geht es durch ein sanftes, weites Hügelland.

Die Birkenlandschaft durch die wir radeln verwandelt ihre Farben langsam ins herbstliche Gelb und Rot. Auch das Licht lässt uns vermuten, dass der Sommer nun wirklich zu Ende geht.

In Utsjoki angekommen besorgen wir unser Abendessen im Supermarkt um uns danach vor unserem kleinen Mökki (kleine Hütte) am Campingplatz noch kurz in die Sonne zu setzen bevor sie hinter dem Hügel verschwindet.

Mittlerweile wird es dunkel genug, der Himmel ist soweit klar, aber vom Nordlicht ist keine Spur zu sehen. Als in der Nacht der Nebel einfällt können wir mit ruhigem Gewissen in unsere Betten kriechen.

29.8.2019
Der Tag beginnt wieder mit Sonnenschein und für uns sommerlichen Temperaturen von angenehmen 20°C. Wir verlassen Utsjoki bei starkem Südwind der uns dieses warme Wetter und gleichzeitig forschen Gegenwind beschert. Wir fahren weiterhin durch Birken- und Mischwälder.

Hin und wieder lässt sich das ein oder andere Rentier blicken.

Es geht einen kleinen Hügel hinauf und wieder hinunter- genauso wie  ich es mir hier in Finnland vorgestellt hatte.

Auch heute gab es keinen bis sehr wenig Verkehr und so war es ein entspanntes radln. Nach 68km beschlossen wir, einen Zeltplatz für heute Nacht zu suchen. Dieser war in einem Birkenwäldchen nahe eines Sees schnell gefunden.

Und bei den warmen Temperaturen war es wirklich nett zu campen. Es ist herrlich ohne zu frieren unser letztes norwegisches Turmat zu futtern

Die zusätzliche Pulloverschicht braucht man nur um sich vor den Gelsen und Gnitzen zu schützen die sich ebenfalls über die warmen Temperaturen freuen.

30.8.2019
Wieder ein schöner, warmer Morgen. Nach einem angenehmen Frühstück in der Wiese radelten wir in Richtung Inari, vorbei an kleinen oder größeren Seen, Flüssen und Sumpfgebieten.

Immer häufiger trafen wir heute auch auf unsere kuscheligen Freunde, die Rentiere.

Nach fast 30km kehrten wir in das nach langem erste Kaffeehaus am Straßenrand ein, um uns in der Sonne etwas Süßes zu genehmigen. Nach weiteren 5km wartete bereits das nächste Kaffeehaus und ein kleiner Supermarkt auf uns wo wir uns mit dem Nötigsten für die Weiterfahrt versorgten. Langsam nahm der Verkehr etwas zu und die Birkenlandschaft verwandelte sich zunehmend in eine Nadelwaldlandschaft.

Der Gegenwind war immer noch präsent aber es rollte ganz gut.

Nach 62km erreichten wir Inari wo wir zuerst dem Shop im Samimuseum (Siida) einen Besuch abstatteten da es hier samisches Handwerk zu kaufen gab. Auch beim Sajos, dem samischen Kultur- und Verwaltungszentrum, radelten wir vorbei- leider hatte es heute und am Wochenende geschlossen.

Ab Inari radeln wir wieder auf bekannten Pfaden. Vor einigen Jahren machten wir in der Region Inari zweimal Nordlichturlaub. Wir mieteten uns am Campingplatz in einem Mökki ein um dann zur Feier des Tages eine Pizza essen zu gehen. Die Nordlichtsichtung blieb auch heute erfolglos- zu viele Wolken, zu wenig Nordlichtaktivität.

31.8.2019
Eigentlich wollten wir unseren Aufenthalt hier um eine Nacht verlängern. Da wir dazu aber in ein anderes Mökki umsiedeln müssten, beschlossen wir doch zusammen zu packen und die 40km bis Ivalo zu radln. Davor besuchten wir aber noch das Freilichtmuseum des Siida. Die Dame an der Kassa erkannte uns vom vorigen Tag und wir plauderten über unsere Tour. Sie gab uns noch Tipps für unseren geplanten eineinhalbwöchigen Aufenthalt in Saariselkä, da sie selber dort wohnte. Im Freilichtmuseum gab es vieles über die samische Kultur zu lernen- auch das Einfangen der Rentiere mit dem Lasso.

Bevor wir unsere Reise nach Ivalo antraten gab es in Inari noch einen köstlichen Kaffee in einem kleinen Café das den letzten Tag der Sommersaison geöffnet hatte. Da hatten wir wirklich Glück. Erst gegen 16 Uhr machten wir uns aus Inari auf den Weg. Das Wetter war wieder angenehm warm mit leichter Bewölkung. Ideales Radlwetter und tolle Lichtstimmung.

Immer wieder trafen wir auch heute auf die Rentiere.

Das Verkehrsaufkommen war deutlich gestiegen. Ein Auto überholte uns um kurz darauf auf einer Ausweiche anzuhalten. Eine Dame stieg aus.... es war die Dame vom Museum. Sie winkte uns und wir blieben stehen. Wir unterhielten uns nochmals nett mit ihr- sie hatte uns an unserem Gewand erkannt. Das war wieder eine sehr nette Begegnung. Nur kurze Zeit später das nächste Highlight kurz vor Ivalo: Wir haben die 7000km Marke erreicht!

In Ivalo angekommen, bezogen wir auf einem wirklich gepflegten und liebevoll hergerichtetem Campingplatz am Ivalojoki (Ivalofluss) ein Zimmer mit Kochnische, kleiner Terrasse und Blumenkisterln. Die Nordlichtvorhersage war gut. Die Bewölkung nervte allerdings gewaltig. Dennoch machten wir uns gegen 23:00 auf den Weg zum Flussufer. Martin hatte bei Tageslicht noch die Umgebung nach einem geeigneten Fotostandort ausgekundschaftet.

Die Wolkendecke war zu dicht und wir sahen das Nordlicht leider nur hinter den Wolken herumhuschen.

Nur für ein Zeitfenster von 30 Minuten gab es ein Wolkenloch. In diesem Zeitrahmen wollte aber das Nordlicht nicht so richtig zünden. Immerhin- wir sind beruhigt: das Nordlicht gibt es immer noch und die ersten Aufnahmen sind im Kasten.

Wir wollen natürlich mehr und die Vorhersage sah sehr gut aus. Stufe 6 von 9 ist für morgen vorhergesagt. Jetzt muss der Sonnenwind nur zur richtigen Tageszeit auf das Erdmagnetfeld treffen- vorzugsweise in der Nacht und dann wenn bei uns ein Wolkenfenster ist. Es bleibt spannend und von erholsamen Nächten kann keine Rede sein. Zuerst konnte ich nicht schlafen weil es wegen der Mitternachtssonne  immer hell war und jetzt kann ich nicht schlafen weil ich das Nordlicht nicht verpassen möchte. Es ist also immer etwas los.

1.9.2019
Nachdem gestern bis in die Nacht Nordlicht- oder besser gesagt Wolkenbeobachtung auf dem Programm stand, wurde heute zunächst einmal gründlich ausgeschlafen. Danach gings zum Proviant aufstocken in den nächsten Supermarkt.

Dass Sonntag war, war dafür kein Hindernis, hier haben die Supermärkte auch am Sonntag geöffnet. Für heute sah die Nordlichtprognose eigentlich wieder ziemlich gut aus. Leider passierte das, was wir befürchtet haben: das Maximum des Sonnenwindes traf schon untertags auf der Erde ein und wir waren somit auf der falschen Seite des Planeten. Alaska und Yukon waren zumindest laut der veröffentlichten Daten eindeutig bevorzugt. Wir konnten nur hoffen, dass die Sonnenwindintensität so lange anhält, bis es auch hier dunkel genug für die Nordlichtbeobachtung war. Die Wettervorhersage war gut, es sollte in der Nacht hauptsächlich klar sein. Pünktlich um 22:45 Uhr standen wir also mit den Kameras im Anschlag auf unserem Beobachtungsposten bereit. Das Dämmerungslicht verschwand langsam in Nordwesten, es gab freie Sicht auf den Himmel und es tauchten auch schon die ersten Sterne auf.

Aber keine Spur vom Nordlicht. Erst als es nochmals deutlich dünkler geworden war, konnten wir den leichten Hauch einer pulsierenden Aurora erkennen. Diese Form der Aurora signalisiert eigentlich in der Regel eine geringe Sonnenwindaktivität. Wir hatten also wirklich Pech und die Nordlichtshow fand bereits gestern hinter den Wolken und heute untertags statt. Nachdem auch noch plötzlich Wolken aufzogen und der Himmel bedeckt war zogen wir uns zu unserer Unterkunft zurück. Als wir dort ankamen war der Himmel wieder aufgeklart und Katrin blieb daraufhin standhaft draußen um den Himmel weiter zu beobachten. Tatsächlich zeigte sich kurze Zeit später wirklich ein Nordlicht, das diesen Namen auch verdiente.

Um ca. 1:00 Uhr früh gesellte sich auch die Campingplatzbesitzerin zu uns und wollte wissen, ob wir heute schon eine Aurora gesehen hätten. Standesgemäß, wie es sich in Finnland gehört, kam sie gerade aus der Sauna. Wir plauderten sehr nett, und hin und wieder ließ sich auch ein Nordlicht blicken.

Sie zog sich dann wieder in ihr Haus zurück, denn Nordlichtschauen im Spätsommer  hat zwar den Vorteil, dass man nicht in der Kälte stehen muss, dafür sind noch diverse blutsaugende  Arthropodenarten aktiv. Kurz vor 3:00 Uhr früh zogen wieder Wolken auf und wir ließen es für heute Nacht gut sein . Im Nordosten begann es außerdem schon wieder hell zu werden.

2.9.2019
Auch heute schliefen wir uns aus. Nach einem Kaffeehausbesuch radelten wir bei herrlichsten Temperaturen (22°C) und Sonnenschein durch Ivalos Umgebung.

Wir fuhren entlang des Ivalojoki zu einem Badestrand.

Dort waren wir nicht die einzigen, die die herbstliche Nachmittagssonne genossen.

Gesamtkilometerstand: 7024km

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