35- WALTERMIN AUF 69°NORD
18.7.2019, katrin[at]lightriders[dot]info, martin[at]lightriders[dot]info
Unsere Route

14.7.2019
Heute wollten wir zumindest bis nach Risøyhamn kommen- das waren so ca. 50km. Noch schnell in der Søndagsbutikk (Sonntags geöffneter Supermarkt im Kleinformat) das Notwendigste für einen Radltag besorgt....

...und los ging es aus Sortland hinaus. Die Wetteraussichten laut Vorhersage waren, wie auch schon die letzen Tage, ganz ok: Sonnenschein mit Wolke. Wolken waren wirklich da, die Sonne war allerdings nicht zu sehen. Wir kamen eigentlich trotz leichten Gegenwindes gut voran. Zumindest glaubten wir das.... bis uns ein Rollskifahrer mit Radbegleitung überholte. Wir schlängelten uns den Forfjord und Buksnesfjord entlang und nachdem wir 30km absolviert hatten, rollten wir bei der nächstmöglichen Nahrungsaufnahmestelle ein. Während sich Martin mit Fisch dopte, zog ich frische Waffeln mit Brunost (Braunkäse) vor. Der obligate Café latte durfte natürlich nicht fehlen. Bei diesem handelte es sich aber offensichtlich um instant Kaffee oder ähnliches- Pfui Teufel! Ich konnte diesen ohne Probleme gegen den hier üblichen Filterkaffee austauschen und wieder einmal konnte Martin seinen dazu üblichen Kommentar loswerdenr: "der Kaffee macht (wie immer) nur Probleme". Dafür geht uns nie das Gesprächsthema aus. Und während wir so über den Kaffee diskutierten, strampelten wir auch schon in Risøyhamn ein. Auch hier gab es ein Kaffeehaus und eigentlich wollte ich den Nachgeschmack der Instantbrühe hier mit einem anderen Kaffee nachspülen. Leider schloss das Café in 15 Minuten und stressen wollte ich mich schon gar nicht- also fuhren wir weiter bis wir In Bjørnskinn genau bei der Kirche den 69. Breitengrad überschritten.

Kurz darauf hatte Martin wieder eine Umfahrung der Asphaltstraße auf einem netten Wald- und Wiesenweg ausfindig gemacht.

Langsam wurde es Zeit uns einen Zeltplatz für heute zu suchen. Nach dem Ort Bø könnte es laut Karte nette Strandplätze geben. Bevor wir dorthin kamen kreuzte noch eine Lamafarm mit Hofladen unseren Weg wo es für uns noch etwas Süßes zu essen gab- diesmal sicherheitshalber aber ohne Kaffee. Zum Zeltplatzsuchen kamen wir dann allerdings nicht mehr, da wir kurz nach dem Hofladen auf eine Übernachtungsmöglichkeit stießen.

 

Wir fragten nach ob es noch ein Zimmer für uns gab und kurzer Hand entschlossen wir uns doch das Zimmer dem Zelt vorzuziehen da es mal wieder etwas kalt und ungemütlich war. Hier wurde auch frisches Abendessen mit lokalen Zutaten angeboten und die Speisekarte sah vielverprechend aus: zwei Vorspeisen, zwei Hauptspeisen und zwei Nachspeisen ohne großem Schnickschnack. Nachdem wir unser Zimmer bezogen, die Fotos überspielt hatten und Hunger bekamen, gab es für uns Rotfisch mit Erbsenpürree, Erdäpfeln und roten Zwiebeln. Der Fisch war endlich einmal nicht in irgendeiner Panier versteckt und einfach nur kurz angebraten, so dass man auch etwas von dem Fisch schmeckte. Es war ausgezeichnet! Mit vollem Bauch und unserem neuen Feldstecher machten wir nach dem Essen noch einen kurzen Spaziergang...

...und konnten noch einen Seeadler beobachten der von 2 Möwen gepiesackt wurde, was er in stoischer Ruhe einfach hinnahm.

15.7.2019
Nach einem erholsamen Schlaf in kuscheligen Betten und mit kuscheligem Bettzeug haben wir heute eine kurze Etappe von 37km bis Bleik vor uns. Die Landschaft wurde wesentlich offener und je weiter wir uns Bleik näherten, desto sonniger wurde es.

In Bleik angekommen nahmen wir Kurs auf den Campingplatz und stellten das Zelt mit freier Sicht auf Strand und Meer auf.

Nachdem wir unser Gepäck im Zelt verstaut hatten, fuhren wir gleich noch 5km weiter Richtung Andøya Space Center .

Als Nordlichtpassionierte durfte eine Führung durch das Andøya Space Center natürlich nicht fehlen um zu sehen und zu hören was hier so an Nordlichtforschung durchgeführt wurde. Es werden hier vor allem unbemannte Forschungsraketen gestartet um die Aurora zu erforschen. Raketen deswegen, weil die Aurora für Flugzeuge und Ballone zu hoch, für Satelliten aber wieder zu niedrig ist. Der nächste Raketenstart ist erst wieder im August geplant. schade, das werden wir verpassen.

Wir erfuhren neben den Details zu den hier stattfindenden Forschungsraketenprojekten auch, dass die momentanen sehr frischen Temperaturen keineswegs normal für den Sommer sind- es sollte eigentlich so um die 20 Grad haben. Na da sind wir ja beruhigt dass auch Einheimische diese Temperaturen als "zu kalt für diese Jahreszeit" empfinden. Nach unserem Besuch im Space Center ging es wieder zurück nach Bleik.

Im Kaffee-Eck des örtlichen Supermarktes gab es Kaffee und Kuchen bevor es zurück zum Campingplatz ging. Unsere freie Sicht auf Strand und Meer war dahin- denn der Campingplatz hatte sich ziemlich gefüllt. Wir beschlossen, noch einen Spaziergang am Strand zu machen, in der Hoffnung, dass die Sonne vielleicht doch noch hinter den Wolken hervor kommt. Das Müllsackerl haben wir diesmal gleich mitgenommen. Der hiesige Campingplatz bewirbt das Sammeln von Strandmüll und man kann sich die Müllsackerln dafür in der Rezeption holen. Dies scheint auch ganz gut zu funktionieren- wir fanden wesentlich weniger Müll als in Kvalvika. Unter anderem aber etwas sehr Bekanntes aus unserer Jugendzeit:

16.7.2019
Heute gingen wir es gemütlich an und verbrachten den Vormittag im Aufenthaltsraumes des Campingplatzes der aus dem verglasten 1. Stock eine wunderbare Aussicht auf Strand und Meer bot. Wir überspielten únsere Fotos und schrieben unser Tourtagebuch weiter. Für heute Nachmittag hatten wir uns außerdem für eine Touri-Tour entschieden und sind mit dem alten Fischkutter "Laura" zur Insel Bleiksøya gefahren wo sich momentan viele Papageitaucher und daher auch andere Vögel wie Seeadler befinden.

Bei erstaunlich gutem, aber noch immer recht frischem Wetter konnten wir die süßen Papageitaucher beobachten...

..und die Seeadler.

Für meinen Geschmack sind wir etwas zu nahe an die Insel gefahren und es hätte meiner Meinung nach völlig gereicht einfach an einem Ort stehen zu bleiben und zu beobachten anstatt hin und her zu fahren und dabei die Vögel zu stressen. Immerhin, der Fischkutter war kein Schnellboot. Früher wurden die Papageitaucher hier gejagt und ihre Eier gesammelt, das ist nun verboten. In Røst hat man das Lundefestival (Papageitaucherfestival- siehe Blog 31) ins Leben gerufen um diese Tradition in irgendeiner Art zu kompensieren. Natürlich war es toll die Vögel kennen zu lernen und uns anzuhören welches Tier wann zu welchem Zweck hierher kommt. Ich fragte mich aber schlussendlich: wieviel Mensch ist verträglich und vertretbar?
Nach dem Ausflug gingen wir noch schnell beim Supermarkt-Kaffeeeck auf einen Erdbeerkuchen vorbei bevor Martin seine 700 Vogelfotos sichtete. Er ist dabei wesentlich rigoroser als ich- zirka ein Prozent seiner Aufnahmen hielten seiner kritischen Beurteilung stand. Während sich Martin um das Fotomaterial kümmerte, behielt ich mit unserem Feldstecher das Meer im Auge. Und siehe da, ein Seehund hatte unserer Bucht einen Besuch abgestattet und sich auf eine kleine Insel gehieft. Martin hat versucht dies auch fotografisch einzufangen- aber mit unserem 70mm Minizoom und ohne richtiges Tele sieht man da gar nichts.

17.7.2019
Heute hieß es Abschied nehmen von Bleik. Es ging heisse 10km weiter nach Andenes. Von hier legt die Fähre zur Insel Senja ab und es gibt hier auch die Möglichkeit das ganze Jahr über Wale zu beobachten, insbesondere Pottwale. Das war eigentlich von Anfang an ein Fixpunkt in unserer Reiseplanung. Allerdings  überlegten wir nach der Papageitauchertour nochmals genau ob wir das nun tun sollten oder nicht. Schlussendlich entschieden wir uns dafür und wir bekamen zwei Plätze für eine Walbeobachtungstour noch am gleichen Tag. Wir fuhren noch schnell auf den Campingplatz um das Zelt aufzustellen und unser Gepäck zu verstauen. Die Wal-Tour begann zunächst mit einem geführten Rundgang durch das angeschlossene Walmuseum, wo man grundlegende Informationen zu diesen faszinierenden Tieren bekam. Der Pottwal ist das größte Raubtier der Erde und besitzt in seinem riesigen Kopf eine  Art Sonarortungssystem damit er auch in der stockdunklen Tiefsee seine Beute (vor allem Riesenkalmare) finden und fangen kann. Immerhin taucht dieses Tier bis zu 2000m tief. Auch auf die vielzahligen Probleme, die heutzutage den Walen das Leben schwer machen, wurde hingewiesen. Das reicht von der Verschmutzung der Meere mit Müll (vor allem unverottbarer Plastikmüll), Lärmbelastung durch Schiffsmotoren und Sonar, ständig steigender Schiffsverkehr und dadurch auch eine Zunahme der Kollisionen mit Walen bis hin zu Walbeobachtungstouren die auch einen Stress für das Tier darstellen können und deshalb gibt es genaue Regeln in welcher Geschwindigkeit, in welchem Abstand und von welcher Seite sich Schiffe zur Walbeobachtung einem Tier nähern dürfen. Es ging also aufs Boot und wir hatten Glück, zwei Pottwale  zu sichten die wir dreimal beim Abtauchen beobachten konnten. Faszinierend bei den Pottwalen ist, dass sie für das Atmen 5-10min einfach an der Wasseroberfläche liegen bevor sie abtauchen und für längere Zeit wieder verschwinden. Ganz ruhig liegen sie da und atmen bis sie ihren Kreislauf mit ausreichend Sauerstoff für den nächsten Tauchgang angereichert haben. Man glaubt, dass diese Wale bis zu 2,5h unter Wasser bleiben können.

Faszinierende Tiere! Nach der Tour suchten wir uns auch noch etwas für die Nahrungsaufnahme und danach ging es zurück auf den Campingplatz wo Martin abermals sein Fotomaterial sichtete. Etwas schaukelnd nach der längeren Bootsfahrt heute, ging es ab in unsere Schlafsäcke.

18.7.2019
Für heute haben wir uns zu allererst einen Besuch im Kaffeehaus vorgenommen, welches gestern abend leider schon geschlossen hatte. Bei Sonnenschein packten wir also alles zusammen und  machten uns auf den Weg zu Kaffee/Schokolade und Kanelsnurrer (Zimtschnecken). Nachdem noch etwas Zeit bis zur Fährüberfahrt nach Senja war, statteten wir auch noch dem Polarmuseum hier in Andenes einen Besuch ab. Um 13:00 verließen wir dann Andøya und setzten mit der Fähre nach Grylleford auf Senja über.

Dort angekommen versorgten wir uns noch mit einem Nachmittagsessen und starteten dann so gegen 16:00 unsere Tour auf dieser Insel. Da das Wetter heute ein Traum war, beschlossen wir statt des Tunnels aus dem Gryllefjord hinaus eine Alternativroute über den "Berg" zu nehmen. Die Fahrt ging entlang des Gryllefjords

dann auf den Ballesvikskaret

und war bei diesem Wetter in jedem Fall aussichtsreicher als durch den Tunnel. Auf 172m angekommen waren wir gespannt welches unserer digitalen Kartenmaterialien Recht behalten sollte. Während OpenStreetMap eine normale Nebenstraße vom Berg hinunter zur neuen Strasse zeigte, war auf unserem genauen Kartenmaterial nur ein Wanderweg zur neuen Straße eingezeichnet. Naja wir werden sehen- im Zweifelsfall müssten wir zurück und durch den Tunnel. Aber Open Street Map sollte Recht behalten- es war anscheinend die alte Straße die, wie es scheint, nicht mehr Instand gehalten wird. Wie durch Hinweisschilder angekündigt gab es hier offensichtlich Steinschlag da hin und wieder ziemlich große Gesteinsbrocken auf der Straße lagen. Abgesehen davon war die alte Straße eine Sackgasse und durch eine Leitplanke von der neuen Straße getrennt. Für uns als RadlerIn kein Problem- wir schoben ein kurzes Stück entlang der Leitplanke um dann auf der neuen Straße unsere Fahrt in Richtung Norden fort zu setzen. Auf der eher engen Strasse rollten wir noch zirka 25km auf der Suche nach einem Zeltplatz der schönen Küste entlang.

Überall dort wo wir uns laut Karte dachten, dass es ein nettes Plätzchen zum Zelteln geben könnte, waren uns bereits andere zuvor gekommen und so fuhren wir noch ein paar Extraründchen in diverse Nebenstrassen bevor wir einen geeigneten Zeltplatz für uns gefunden hatten.

Gesamtkilometerstand: 5339km

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