30- NÖRDLICH DES POLARKREISES
22.6.2019, katrin[at]lightriders[dot]info, martin[at]lightriders[dot]info
Unsere Route

Bei leichtem Regen ging es in voller Regenmontur am 18.6. vom Campingplatz ca 3km zurück nach Kilboghamn zur Fähranlegestelle.

Dort zogen wir das Regengewand auch schon wieder aus und nahmen die Fähre um 12:40Uhr nach Jektvik.

Auf der Fahrt überschritten wir den nördlichen Polarkreis. Dies wurde sogar auf der Fähre durchgesagt und an Land kennzeichnete in Sichtweite die typische Polarkreisskulptur, ein Stahlglobus,  die 66°33'. Nun sind wir wirklich im Land der Mitternachtssonne angelangt!

Von Jektvik ging es nach Agskardet zur nächsten Fährüberfahrt nach Forøy. Bei Sonnenschein bot sich uns ein tolles Panorama auf diesem Streckenabschnitt.

In dem Ort Agskardet sollte es ein weiteres Kystriksveienhighlight geben, nämlich ein 50er Jahre Café- das wollten wir natürlich besuchen. Aber es hatte leider wegen geschlossener Veranstaltung ausgerechnet heute zu. Pech gehabt. Da wir die Fähre schon von weitem bereits an der Anlegestelle sahen, traten wir so richtig in die Pedale um sie wenigstens noch zu erwischen wenn ich schon nicht zu meinem Kaffee kam. Beim Schranken angekommen war dieser bereits geschlossen und die Auffahrtsrampe wurde gerade hochgezogen. Dumm gelaufen. Aber als uns die Fährmannschaft heranbrausen sah wurde für uns nochmals der Schranken geöffnet und die Rampe wieder heruntergeklappt und wir durften auch noch mit. Da haben wir wenigstens Zeit gespart wenn wir schon nicht das Café besuchen konnten. In Forøy mussten wir die 17er Bundesstraße verlassen da Radfahrer in dem Tunnel durch den Svartisengletscher nicht erlaubt sind.

Bei schönem Abendwetter sind wir bis zur Ortschaft Enga geradelt.

Hier mussten wir uns entscheiden ob wir einen Umweg auf die Insel Åmøy zu 9000 Jahren alten Petroglyphen machen wollen oder zügig weiter Richtung Bodø strampeln. Allerdings war über diese Petroglyphen nicht heraus zu finden worum es sich dabei genau handelt. Während wir so überlegten ob dies ein Besuch wert sei, sprach uns eine Frau mit Fahrrad an und fragte uns ob wir einen Zeltplatz suchen. Sie hat hier eine Hütte und könnte uns einen Platz auf einer Halbinsel nicht weit von hier empfehlen. Ich meinte, wir überlegen ob wir nicht den Umweg nach Åmnes fahren da angeblich dort in der Nähe steinzeitliche Petroglyphen zu finden sind, ob sie diese schon einmal gesehen hätte und ob es ein Besuch wert sei. Sie meinte, dass sie schon einmal davon gehört hat, aber gar nicht weiß wo die sein sollten. Wir plauderten noch etwas über ihre Radreisen in Europa und wir entschieden uns den Umweg nach Åmnes zu fahren um morgen diesen Petroglyphen einen Besuch abzustatten. Auf dem Weg sollten wir auf der Insel Gronøy, die wir passieren, auch noch einen berühmten Baum sehen der als Motiv seit Jahrzehnten die hiesigen Zündholzschachteln ziert- gefunden haben wir ihn nicht (laut nachträglicher Recherche wurde er in einer Nacht-und-Nebel Aktion von irgendjemand umgeschnitten). Dafür bekamen wir einen Blick auf den Svartisengletscher in der Abendsonne.

Alleine das intensive, türkisblaue Wasser war den Umweg nach Åmnes wert.

Nach insgesamt 67km und um 21:35Uhr kamen wir auf dem Campingplatz in Åmnes an, stellten unser Zelt auf und aßen in der Gemeinschaftsküche zu Abend. Draußen war es windstill und man wurde von Schwärmen von Knotts attackiert, kleine blutsaugende Mücken. Wir versuchten auch noch herauszufinden wo sich diese Petroglyphen genau befinden sollen da wir auf dem Weg hierher keinerlei Informationstafeln oder Wegweiser diesbezüglich gesehen haben. Ich fand dann doch noch eine norwegische Webseite die den Weg beschrieb und Fotos zeigte. Wir beschlossen morgen bei der Campingplatzrezeption nochmal nachzufragen. Am nächsten Morgen regnete es zur Abwechslung und wir frühstückten ersteinmal gemütlich in der Gemeinschaftsküche. Danach ging ich zur Rezeption und erkundigte mich nach den Petroglyphen. Die nette Besitzerin konnte uns weiterhelfen und gab uns sogar drei Informationsblätter mit. Mittlerweile kam die Sonne heraus und wir konnten alles in trockenem Zustand zusammenpacken und uns auf die Suche machen. Auf dem Weg dorthin machten wir einen kurzen Halt in einem wirklich süßen Hofladen der mit viel Liebe eingerichtet war und selbstgemachte Lebensmittel wie Brot, Marmelade, etc. anbot. Hier wurden sogar süße Alpakas gehalten. Das ließ ich mir nicht entgehen und ich kaufte eine Art Zopf und eine Marmelade ein- uns geht nämlich die selbstgemachte Marmelade von meiner Mama schon ziemlich ab. Wir werden testen ob dies ein angemessener Ersatz ist. Und Martin bekam Nougattrüffelkugeln.

Gut versorgt verließen wir den Hofladen und bekamen sogar in der Ferne noch die Alpakas zu sehen. Wir folgten der Beschreibung der Campingplatzbesitzerin und fanden doch tatsächlich den Einstieg in den Weg der zu den Petroglyphen führte. Das war allerdings reiner Zufall, dass Martin auf dem verwucherten "Parkplatz" noch das Informationsschild sah und ich den Holzpfeil der den Anfang des Weges markiert.

Also stellten wir unsere Räder ab und folgtem dem Wegweiser. Tatsächlich fanden wir an dessen Ende eine Informationstafel und die Petroglyphen (eigentlich waren es Felspolierungen). Es wurden vor allem Elche und Rentiere in Lebensgröße und sehr natürlich dargestellt. Laut meiner Informationsblätter sollte es hier auch eine Darstellung eines Wals geben. Den wollten wir unbedingt finden. Der Plan der auf dem Informationszettel abgedruckt war half uns nur minimal und nach einer Stunde herumirren gaben wir die Suche nach dem Wal auf.

Wir wussten, dass wir uns den kompletten Rückweg nach Enga ersparen könnten, wenn wir noch das Expressboot erwischen würden welches von der Nachbarinsel Gronøy abfuhr- aber leider hatten wir dieses verpasst. So fuhren wir zurück nach Enga und kehrten dort einmal in den Supermarkt ein um uns in dem Kaffeeeck zu stärken. Als wir dort so saßen kam ein Mann vorbei und fragte ob er sich setzen dürfte- ja natürlich. Er sprach uns an woher wir kamen und es stellte sich heraus, dass er der Ehemann von derjenigen Frau war die uns tags zuvor mit der Zeltplatzsuche ansprach. Wir unterhielten uns sehr nett mit ihm und radelten dann noch gemeinsam ein Stück zusammen in Richtung Vassdalsvik. Leider hatten wir auch dort die Fähre verpasst und warteten 1,5 Stunden auf die nächste Überfahrt nach Ørnes. Von dort fuhren wir noch etwa 15km nach Mevik da es dort einen Campingplatz geben sollte. Es war zwar schon recht spät aber herrlichstes Spätabend Sonnenwetter und die Landschaft war äusserst schön zu durchradln

In Mevik angekommen, stellte sich heraus, dass es den Campingplatz nicht mehr gab und so fuhren wir weiter auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz. Vor dem nächsten Tunnel den wir zu durchfahren hatten bot sich ein guter Platz und wir schlugen unser Zelt auf. Die Nacht war eher kurz, da einerseits sehr früh die Sonne die Temperaturen im Zelt erhöhte und andererseits, weil in der Nacht ein paar Mal vom entfernten Geröllfeld des Berges Steinschlag bzw. Steinrollen zu hören war. Beim ersten Mal konnte ich verschlafen  nicht zuordnen woher das kam und weckte Martin. Nachdem ich mich wieder orientiert hatte und überzeugt war, dass für uns keine Gefahr bestand versuchten wir weiter zu schlafen. Es war 2:00 Uhr morgens; es sah aber so aus wie um 8:00 dementsprechend dauerte es bis wir wieder einschlafen konnten. Martins Kommentar: "Magst du etwa keine Rolling Stones?"
Gleich zu Beginn unserer Tagesetappe vom 20.6. mussten wir einen 3100m langen Tunnel durchqueren. Kurz vor der Tunneleinfahrt machten wir alles bereit: schalteten unsere Vorder- und Rücklichter ein und bekleideten uns mit unseren Warnwesten. In diesem Moment kam ein "Folge meg bil" (Folge mir Auto) von der hiesigen Straßenmeisterei und hielt neben uns. Wir wurden gefragt ob wir durch den Tunnel wollten und wir bejahten. Wir wurden daraufhin gebeten noch kurz zu warten, da sie erst abklären müssten ob wir als Radfahrer durchfahren können, da es Reparaturarbeiten gäbe und immer nur ein Verkehrsstreifen befahren wird. Nachdem das OK eingeholt war, durften wir losradeln. Das "Folge meg bil" überholte uns kurz darauf mit einem Lastwagen und abgesehen von der "Folge meg" Fahrt in die Gegenrichtung hatten wir keinen Strassenverkehr in dem Tunnel. Das war äusserst angenehm. Auf unserer heutigen Fahrt zum Saltstraumen passierten wir noch drei Tunnels die allerdings wesentlich kürzer waren. Das Verkehrsaufkommen hat deutlich zugenommen, da wir uns wieder auf der 17er und in der Reichweite der Stadt Bodø befinden. Immer wieder bot sich uns auch heute eine sehenswerte Landschaft und es blieb bis auf einen kurzen Nieselschauer trocken.

Der Saltstraumen ist übrigens der weltweit stärkste Gezeitenstrom und ein weiteres Highlight auf unserer Kystriksveienliste. Ab ca 15km vor unserem Ziel zog sich die Tour etwas. Der Wind kam kräftig aus allen Richtungen und eine fiese 200hm Steigung musste auch noch überwunden werden. Wir waren diesbezüglich von den letzten Tagen verwöhnt. Erwähnenswert wäre noch, dass wir dabei den 67. Breitengrad überschritten.

Wir kamen nach 66km an unserem Zeil an, nahmen uns eine Hütte am Campingplatz und wanderten gegen 19:30Uhr zu dem berühmten Saltstraumen.

Laut Gezeitentabelle war das Durchflussmaximum für 20:01 Uhr berechnet. Wir sind also genau rechtzeitig angekommen.

Nachdem wir uns an dem Schauspiel bequem von der Saltstraumenbrücke satt gesehen hatten, kehrten wir im Supermarkt ein, aßen zu abend und unterzogen unsere Wäsche wieder einmal einer Reinigung. Bodø ist noch gute 30km entfernt und ist unser Ziel für den nächsten Tag.
Bei Dauernieselregen erreichten wir Bodø am 21.6. und entschlossen nach einem wärmenden Kaffee bzw. einem wärmenden Kakao noch an diesem Abend die Fähre zur Insel Røst zu nehmen.

Von dem Campingplatzbesitzer in Offersøy haben wir den Tipp bekommen von Bodø nicht direkt die Fähre nach Moskenes auf Lofoten zu nehmen sondern zuerst die Insel Røst und die Insel Værøy zu besuchen. Wir sind schon gespannt was uns dort erwartet. Der Kystriksveien hat damit in Bodø seinen Abschluss gefunden und ein neuer Abschnitt unserer Reise beginnt: Lofoten.     

Gesamtkilometerstand: 4551km

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