29- VON FELSENKRAXLERN UND SCHLUCHTENHAXLERN
17.6.2019, katrin[at]lightriders[dot]info, martin[at]lightriders[dot]info
Unsere Route

Nach einem tollen Sonnenuntergang auf Offersøy und einer wegen Regens verspäteten Abfahrt, beschlossen wir heute am 13.6. einen kurzen Radltag einzulegen.

Wir fuhren erst bei Gegenwind aber mittlerweile Sonnenschein und dann sehr flott mit Rückenwind zu unserer nächsten Fährüberfahrt nach Herøy.

Als wir an der Fähranlegestelle warteten, sprach mich ein Norweger an ob ich ihm denn nicht helfen könnte über das Smartphone einem Freund ein Foto zu verschicken das er gemacht hatte. Ich kannte zwar die App nicht, aber schaffte es ihm das Foto zu verschicken und zu zeigen wie das geht. Und das alles auf norwegisch! Im Gegenzug erhielt ich ein Aussprachentraining des Wortes "Herøy". So verging auch die kurze Wartezeit bis zur Fährabfahrt noch flotter. Auf der Insel Herøy gingen wir wieder an Land und unser erster Weg führte uns zum hiesigen Supermarkt um Verpflegung für den Abend einzukaufen. Danach wollten wir eigentlich den Campingplatz, den es in ca 5km gab, aufsuchen. Doch der war nicht mehr existent. Also beschlossen wir wild zu campen und so noch ein paar Kilometer weiter zu radln um ein nettes Platzerl zu suchen. Die Insel Herøy wurde von einigen kleinen Inseln umlagert und so radelten wir über Brücken von einer zur nächsten Insel und immer wieder bot sich uns ein toller Blick auf die sieben Schwestern.

Nach 31km haben wir ein gemütliches Zeltplatzerl mit Meeresblick gefunden. Mittlerweile heizte die Sonne ganz schön herunter.

Während Martin den Blog schrieb und die Fotos dafür aussuchte, hielt ich einmal Siesta. Als dann die Gelsen und Knotts aktiv wurden, verzogen wir uns ins Zelt und ich übernahm später das Hochladen des Blogs. Martin hielt inzwischen die Stellung und fotografierte die wunderbaren Stimmungen der Mitternachtssonne die mittlerweile nicht mehr untergeht.

Unsere Navigationsapp scheint das nicht mehr zu gneissen und zeigt uns an, dass der Sonnenaufgang in 22 Stunden erfolgt.Von hier gab es auch eine tolle Aussicht auf die Insel Lovund. Sie ist eines der Kystriksveien-Highlights auf unserer Liste und wird morgen von uns angesteuert. Dort soll es eine große Kolonie Papageitaucher geben.

Nachdem der Blog hochgeladen war und wir sogar um 1:00 Uhr früh einen Regenbogen sahen, beschlossen wir uns nun aufs Ohr zu hauen. Am nächsten Tag erwachten wir wieder relativ früh da die Sonne schien und unser Zelt aufheizte. Wir packten zusammen und fuhren ohne Frühstück weiter nach Bjørn.

Da es dort einen Supermarkt gab, planten wir dort unser Frühstück einzunehmen. Als wir nach Bjørn einbogen, legte auch gerade eine Fähre an. Wir erkundigten uns wo diese hinfuhr und ob es von dort ebenfalls eine Fährverbindung nach Lovund gab. Die Antwort lautete ja und so entschieden wir uns die Fähre nach Sandnessjøen zu nehmen. Das Frühstück verlegte sich zunächst auf das Bordcafé. In Sandnessjøen angekommen, suchten wir zu allererst ein weiteres Café auf um unsere Weiterreise zu organisieren. Wir überprüften nochmals die Schnellbootverbindung nach Lovund und organisierten uns ein Zimmer in dem einzigen Hotel der Insel. Ich konnte Martin davon überzeugen in ein Zimmer in einem Rorbu (Fischerhäuschen) am Meer mit Meerblick und Terrasse zu investieren. Da wir auf der Website so gut wie keine Angaben bei dem Bestellvorgang machen mussten und auch keine Kreditkartendaten eingeben mussten, waren wir gespannt ob das klappte. Es war Freitag und wir waren genau zu einem Wochenende unterwegs- also erwarteten wir mehr Ansturm auf der Insel die für ihre große Papageitaucherkolonie, die über dem Sommer hier ansässig ist, bekannt ist. Nachdem wir den Kaffeehausbesuch abgeschlossen hatten und noch Einkäufe erledigten, suchten wir den Kai auf und wenig später fuhren wir mit dem Hurtigbat Richtung Lovund. Auf der Fahrt haben wir auch den 66. Breitengrad überschritten- es geht also zügig dem Polarkreis entgegen.

Dort angekommen warteten wir bis alle das Schiff verlassen hatten um unsere Räder von Bord zu bringen. Lovund ist nur ungefähr 5 qkm groß und der größte Teil der Insel wird vom beeindruckenden und 623m hohen Lovundfjellet eingenommen. Eine kleine Karawane von TouristInnen und wahrscheinlich auch Einheimischen zog vom Hafen über eine der wenigen Strassen der Insel Richtung Hotel. Gut, dass wir mit den Rädern unterwegs waren. So rollten wir gemütlich an allen vorbei und vermieden dadurch eine Wartezeit im Hotel. Mit der Buchung hat alles geklappt und wir bezogen unser gemütliches Rorbuzimmer am Meer.

Danach machten wir uns sofort auf zu den Papageitauchern. Wir spazierten zu einem Aussichtspunkt und schon bald sahen wir diese Vögel in Schwärmen über unseren Köpfen schwirren. Wie fliegende Pinguine sehen die aus und ihre schnelle Flugbewegung machte ein surrendes Geräusch. Auch die Aussicht in dem Dämmerungslicht war an sich schon grandios.

Wir entschieden uns auch noch zu einem zweiten Aussichtspunkt zu gehen. Dort kam man näher an das Geröllfeld heran wo die Papageitaucher ihre Nistplätze hatten und tatsächlich sahen wir dort einige der süßen Vögel auf den Felsen hocken. Jedes Jahr zum gleichen Zeitpunkt, nämlich am 14. April, ist Lundkommerdagen- also Papageitaucherankunftstag. An diesem Tag treffen Tausende der Papageitaucher aus ihrem Winterquarter auf dem Meer wieder in Lovund bei ihren Nistplätzen ein. Warum sie ausgereichnet immer zur gleichen Zeit am 14. April zurückkehren und wie sie sich nie beim Datum irren, ist nicht bekannt. Das Teleobjektiv blieb ja leider wegen Platz- und Gewichtslimit daheim- dennoch versuchten wir die Papageitaucher fotografisch festzuhalten. Während der Brutzeit der Papageitaucher  ist das Betreten des Geröllfeldes nicht gestattet, und so hielten wir brav den Sicherheitsabstand ein.

Am nächsten Tag, dem 15.6. war wieder gutes Wetter und nach einem tollen Frühstück suchten wir den örtlichen Supermarkt auf um uns Proviant für unsere geplante Wanderung auf den Lovundfjellet  zu besorgen. Wir starteten um ca 13:00 zu der mit 4-5 Stunden anberaumten Hin- und Zurückwanderung. Da die Wanderung mit "sehr steil" beschrieben war und ich nicht wirklich eine Felsenkraxlerin bin und schon gar keine ausgesetzten Stellen leiden kann, ließ ich es offen ob ich bis auf den Gipfel gehe oder nicht. Auf dem Weg zu dem "Einstieg" in den mit einem roten "T" markierten Wanderweg kam Martin drauf, dass er seine Kamera im Hotelzimmer vergessen hatte. Also beschlossen wir, dass ich mit beiden Rucksäcken langsam weiterging und er auf eine Ehrenrunde zurück joggte. Nachdem mich Martin wieder eingeholt hatte- diesmal mit Kamera- ging es noch eine Weile gemütlich dahin.

Wir stiegen zu einer schönen Bucht ab um kurz darauf durch ein kurzes Waldstück zu dem steilen Abschnitt zu gelangen.

Dort im Wald lief uns auch gleich ein witziges Nagetier über den Weg- sah aus wie eine Kreuzung aus Lemming und Ratte. Ganz gemütlich und unerschrocken trottete es über den Wanderweg- aber doch zu schnell um ein Foto zu machen. Von da an starteten wir den echten Anstieg der anfangs eher steinig entlang einer Rinne geradlinig bergauf führte, teils durch Ketten als Anhaltehilfe gesichert- die wir aber selten benötigten.

 

Es war wirklich sehr steil, aber durchaus machbar. Ein kurzes Querungsstück brachte mir ein mulmiges aber verkraftbares Gefühl ein.

Weiter ging es ebenfalls steil, aber nun nicht  mehr ganz so steinig, bergauf.

Nach 90% des Anstiegs gelangten wir auf den eher flachen Gipfelteil.

 

Auf einer schönen grünen Wiese und bei Sonnenschein trugen wir uns auf 623m ins Turbøka (Gipfelbuch) ein.

Wir genossen die Aussicht da nun auch die diesige Sicht aufklarte.

Es war daher gut, dass wir eher später als früher gestartet waren- die Tageslänge spielt hier ja momentan sowieso keine Rolle. Nach einer Stärkung, Fotos und Genießen der Landschaft hieß es nun wieder zurück. Bergab war der Weg zwar gleich steil wie vorher aber dennoch flotter zu bewältigen.

Es war am Rückweg auch noch Zeit und Kraft zum Blödeln.

Nach ca 6 Stunden (inklusive Pause am Gipfel) kamen wir zurück ins Hotel und beschlossen unseren Aufenthalt um eine Nacht zu verlängern um unseren Beinchen wirklich einen Tag Ruhe zu gönnen. Außerdem ist die Insel so schön, dass ein Aufenthalt von einem Tag einfach zu kurz ist. Das war auch glücklicherweise überhaupt kein Problem und wir ließen den Tag auf der wunderschönen Insel bei einem vorzüglichen Abendessen mit lokalen Fischspezialitäten Revue passieren. Danach genossen wir noch den Ausblick von unserer Terrasse.

Am nächsten Tag, es war der 16.6. ließen wir es wirklich gemütlich angehen. Wir genossen wieder das gute Frühstück und gingen so nach Mittags zu dem schön türkisblauen Strand den wir vom Lovundfjellet gesehen hatten.

Dort zogen immer wieder die Papageitaucher mit surrendem Geräusch über unsere Köpfe während wir eine Nachmittagsjause einnahmen.

Optimistisch hatten wir die Badesachen dabei aber angesichts des kalten Windes beschlossen wir heute nicht baden zu gehen.
Am 17.6. hieß es dann vormittags Abschied nehmen von der Insel Lovund, die uns wirklich sehr gut gefallen hatte. Unser Fazit zu Lovund: Dieser Ausflug war eines der Highlights unserer gesamten Reise. Zeitweise, durch die dichte Vegetation und das türkisblaue Wasser, kamen wir uns vor wie auf einer tropischen Insel. Auch dieser typische "Meeresduft" war hier irgendwie intensiver und frischer als wir es gewohnt waren. Die gewaltigen Felsformationen kombiniert mit grünen Wiesen haben uns sehr beeindruckt, genau so stellt man sich ein zerklüftetes Eiland im Nordatlantik vor. Teilweise erinnerten uns die Landschaften an Fotos von den Färöerinseln  (wie waren selbst n och nicht dort). Lovund ist definitiv einen Abstecher wert und wir hätten es auch noch länger auf der Insel ausgehalten. Man sollte allerdings gut zu Fuß sein, um wirklich die schönsten Ecken dieser Insel voll auskosten zu können.
Bei tiefhängenden Wolken ging es mit der Fähre nach Stokkvågen wo wir uns ein Museum über die Küstenstellung Grønsvik, ein Teil des Antlantikwalls, aus dem 2. Weltkrieg anschauen wollten. Dort angekommen war vor dem Museumsgebäude eine große Baustelle, aber die Türe des Museums war geöffnet. Nach längerem herumschauen in der Eingangshalle kam auch schon jemand und ich fragte ob denn das Museum geöffnet sei. Eigentlich würde dieses wegen den Bauarbeiten im Aussenbereich noch geschlossen sein, aber er würde uns die Ausstellung natürlich öffnen. Wir unterhielten uns etwas auf norwegisch und starteten dann den Rundgang durch die Ausstellung. Diese zeigte den Einmarsch der deutschen Truppen auf Lurøy aus der Sicht der damaligen Bevölkerung verpackt in eine Comicgeschichte. Es war wirklich sehr interessant und eine ganz andere Art die Geschehnisse von damals darzustellen. Wir unterhielten uns noch etwas nach der Ausstellung mit dem Herren des Museums und durften dann auch noch die zum Teil sehr gut erhaltenen Aussenanlagen besichtigen.

Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen und so ging es in Regenkluft weiter Richtung Kilboghamn. Auf dem Weg kehrten wir noch in dem weit und breit einzigen Supermarkt ein um ja genug an Essens- und vor allem Schokoladenvorräten anzulegen. Das kann nie verkehrt sein. In dem Kaffee-Eck des Supermarktes verspeisten wir auch gleich unseren Nachmittagsimbiss- in der Hoffnung das Wetter würde sich bessern. Nachdem es allerdings nicht danach aussah, zogen wir alle Register unserer Regenausstattung und auch noch die Überschuhe an und radelten im Regen weiter an der Küste entlang. Hier muss es bei Sonnenschein wirklich toll aussehen- die Wolken hingen aber leider wirklich tief, sodass wir von den Bergen nicht so viel wahrnehmen konnten, aber es war trotzdem ganz nett.

Bei Kilboghamn in der Nähe ging es auf einen Campingplatz in eine Hütte wo wir es uns nun  am Abend gemütlich machen.

Gesamtkilometerstand: 4334km

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