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30.5.2019, katrin[at]lightriders[dot]info, martin[at]lightriders[dot]info | ||
Unsere Route |
Lillehammer verließen wir am Sonntag dem 26.5. Der Einstieg in die Radroutine nach den 2 Tagen Radlpause war steil- im wahrsten Sinne des Wortes. Der Fuß-/Radweg aus Lillehammer hatte es mit teils 20% Steigung in sich. Auf der Route die uns Jeroen vorgeschlagen hatte, fuhren wir über Forstwege, ein kurzes Stück über einen gut fahrbaren Wanderweg und auf der Strasse nach Sjusjøen. Auch hier kam der Improvisationsfaktor nicht zu kurz: In Sjusjøen legten wir eine Essenspause ein und setzten danach unsere Fahrt- von nun an auf dem Birkebeinervegen- fort. Offiziell war dieser für die Autos noch geschlossen. Wir als Radler durften da fahren- die Frage war wieviel Schnee auf dem höchsten Punkt von 1100m Höhe noch liegt. Das tangierte uns allerdings erst am nächsten Tag. Und so fuhren wir auf dem Birkebeinervegen erst einmal bis zur DNT Hütte Skolla. Auch diesmal passte der Schlüssel und wir bezogen unser Quartier für heute. Da es auf der Hütte kein fließend Wasser kam, hieß es erst einmal Trinkwasser holen. In diesem Fall gab es ca 300m entfernt eine Trinkwasserleitung von der man sich das Wasser holen konnte- dafür ist der rote Kübel vorgesehen. Auf den Hütten geht alles gut strukturiert vor sich. Für jeden Zweck ein eigener Kübel: fürs Trinkwasser, fürs Abwaschwasser, fürs Katzenwäschewasser und fürs Putzwasser. Martin brachte die Hüttentemperatur mit dem Ofen und mit den Hits der 80er auf Sommer und bei Kerzenschein genossen wir noch ein Tässchen Tee am späten Abend Am nächsten Morgen haben wir total verschlafen und erst gegen 10:30 kamen wir aus den Federn- da schneite es bereits fröhlich vor sich hin. Bis wir dann abfahrtsbereit waren und auch die Hütte ordungsgemäß verlassen haben war es 13:00. Das Wetter war wechselhaft, bewölkt teils sonnig. Es erwartete uns eine Bergauftour von 700m Höhe der Hütte bis auf die Standardhöhe 1100m. Der Anstieg war angenehm bewerkstelligbar, es dauerte halt einfach seine Zeit. Gedrückt wurde der Schnitt zur Abwechslung einmal von einem Platten am Hinterrad. In Teamarbeit wurde der rasch und in einem kurzen Regenschauer behoben. Kurz darauf erreichten wir den höchsten Punkt des Birkebeinervegen. Da der Weg bisher südhangig war, war alles schneefrei. Wir waren nun gespannt und auf alles vorbereitet was jetzt auf der Nordseite auf uns zukam. Aber glücklicherweise gab es vielleicht 3 kleinere Schneefleckerln über die man einfach drüberfahren konnte und eines das etwas tiefer war und man darüber schieben musste. Aber: nicht der Rede wert. Es ging von nun an flott bergab bis Koppang wo wir uns am Campingplatz eine Hütte nahmen. Dies erwies sich als weise Entscheidung. Sobald wir alles in der Hütte abgeladen und die Räder versorgt hatten, begann es auch den ganzen restlichen Abend zu schütten. Wir machten es uns gemütlich. Vor der Weiterfahrt plauderten wir noch mit einem Ortsansässigen. Da wir die Hauptstrasse E3 vermeiden wollten, wichen wir auf eine Forststrasse aus. Im Wald ging es wie üblich ein bisserl bergauf und ein bisserl bergab dem Verlauf der Glomma entlang. Ein kurzer Blick zurück empfahl uns sich schleunigst das Regenwand überzuziehen da eine dicke graue Regenfront auf uns zugerollt kam. Gerade rechtzeitig schafften wir es in unsere wasserdichten Schwitzgewänder als uns der heftige Regenguss erreichte. Eine Weile radelten wir in dem Schütterer weiter bis ich eine Hütte sah und meinte, dass wir uns dort vielleicht unterstellen sollten. Es gab tatsächlich einen Dachvorsprung unter den wir uns vorerst unterstellen konnten um zu überlegen was wir weiter machen. Nachdem der Regen nicht den Anschein machte aufzuhören, recherchierten wir über Übernachtungsmöglichkeiten. Unsere Motivation in dem Schütterer unser Zelt aufzustellen war gering und mittlerweile hatte es empfindlich abgekühlt und von den Wetterprognosen wussten wir auch das es in der Nacht unter 0°C bekommen sollte. In Hanestad soll es 2 Übernachtungsmöglichkeiten geben- also fuhren wir bis dahin weiter. Nur leider war keines der beiden auf Abruf verfügbar. Das eine war nur noch über AirBnB zu buchen- und das andere war offensichtlich ein reines Sommercamp für (Jugend-)Gruppen. Nichtsdestotrotz klopfte ich bei dem AirBnb Zimmervermietungsgebäude an- hätte ja sein können das jemand zu Hause ist und uns spontan ein Zimmer vermietet. Leider Fehlanzeige. Zu regnen hatte es mittlerweile aufgehört, aber empfindlich kalt ist es geblieben. Ein Aussenthermometer an einem Gebäude verriet uns: +1°C. Während wir so herumstanden und überlegten kam mir der Geistesblitz, dass es doch vielleicht bei der Eisenbahnstation einen Warteraum gibt. Wir könnten unsere Überlegungen zu unserer Strategie dorthin verlegen. Und siehe da: es gab einen, zwar einen sehr kleinen aber gut geheizten Warteraum sogar mit extra WC. Im Warmen ließ es sich jedenfalls entspannter überlegen was wir tun wollen. Allerdings wurde mir auch klar, dass ich eigentlich keine Lust hatte bei den kalten Temperaturen jetzt noch das Zelt aufzustellen und so schlug ich vor einfach hier zu bleiben. Hanestad schien jetzt nicht so frequentiert zu sein und auch der letzte Zug würde in 1 Stunde hier vorbeikommen sodass wir davon ausgingen das niemand mehr den Warteraum benötigen würde. Und so verfrachteten wir alles Wichtige in den zweisitzigen Warteraum und machten uns mit dem heißem Wasser aus der Wasserleitung ersteinmal ein Turmat. Martin war etwas skeptisch wie wir denn hier schlafen sollen- aber ich meinte: es wäre das gleiche wie wenn man mit dem Fernreisezug fährt und nur einen Sitzplatz statt einem Liegeplatz hat.Ist nicht das komfortabelste aber es geht und es ist warm und trocken. Und so verbrachten wir die Nacht mehr dösend als schlafend, von einer Pobacke auf die andere umlagernd die Nacht im 1 Stern Wartezimmer von Hanestad- immerhin mit eigenem WC. Einen Vorteil hatte es: wir waren am nächsten Tag äusserst früh auf den Beinen und starteten bereits um 7:00. Neuer Rekord. Und als wir ins Freie traten wusste zumindest ich dass es die richtige Entscheidung war. Die Sonne und strahlend blauer Himmel lachte uns entgegen- allerdings auch die frisch verschneiten Berge rundherum. Brrrr. Und so legten wir unsere Strecke entlang eines einsamen Forstweges durch den netten Wald entlang der Glomma fort. Bergerlauf und bergerlab durch eine wunderbare Morgenstimmung. Zwischendurch blinzelte der ein oder andere verschneite Berg hindurch. Und mittendrin überschritten wir wieder einen Breitengrad, diesmal den 62. Als sich das Tal weitete und wir den Wald verließen eröffnete sich uns ein wunderschönes Panorama. Auch wenn ich es mittlerweile gerne etwas wärmer hätte- die schneebedeckten Berge im Sonnenschein sind einfach wunderschön! In Alvdal legten wir nach 40km, die wir heute bereits zu Mittag absolviert hatten (üblicherweise starten wir erst um diese Uhrzeit), eine Pause ein und stattetem dem örtlichen Kaffeehaus einen Besuch ab um uns zu stärken. Nach der ausgiebigen Pause - schließlich hatten wir heute ja wirklich genug Zeit- setzten wir unsere Fahrt nach Tynset fort. Das sollte unser Ziel für heute sein. Mittlerweile hat der Wind etwas aufgefrischt und blies uns eisig ins Gesicht. Vorbei an einem historischem Bauerngehöft ging es aus Alvdal hinaus. Glücklicherweise drehte der Wind immer wieder einmal auf Rückenwind und bescherte uns zumindest zeitweise eine recht flotte Fahrt und scheuchte die spektakulären Regen-/Schneefahnen vor uns her, während wir im Sonnenschein radelten. Und so erreichten wir um 16:15 Tynset und bezogen nach 65km ein gemütliches Zimmer mit einem richtigen Bett. Wie herrlich es ist wenn man ein Bett hat!
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