Bei der Fotoausrüstung galt natürlich wie bei fast allem: So viel wie nötig, so leicht wie möglich. Bevor wir uns auf die Details konzentrieren, ein kurze Zusammenfassung womit wir fotografiert haben, wo wir unsere Fotos gespeichert haben und wie wir sie nachbearbeitet haben.
Kameras
Wichtig für uns waren vier Arten von Kameras:
1. Die Kleine, Feine
Eine Kamera für die spontanen Schnappschüsse, die möglichst klein, leicht und schnell griffbereit ist. Falls auch noch eine gute Bildqualität geboten wird, ist das natürlich ein weiterer Pluspunkt. Dafür war die Canon Powershot S100 gedacht. Eine kleine und handliche Kompaktkamera, die Bilder auch im RAW-Format aufnehmen kann- was wir auch genutzt haben.
2. Die Qualitative
Für die alltäglichen Fotos in hoher Qualität hatten wir eine Sony A7II in unserem Gepäck. Dabei handelt es sich um eine spiegellose Systemkamera. Das Gehäuse ist bei gleicher Sensorgröße deutlich kleiner und leichter als das einer Spiegelreflexkamera. Das ist wichtig, wenn man die Kamera in einer Fototasche am Lenker transportiert, um diese ebenfalls immer schnell zur Hand zu haben. Weitere Punkte, die für diese Kamera sprechen: Ein Vollformatsensor mit 24 Megapixeln (MP). Das ist ein guter Mittelweg aus hervorragender Bildqualität, Detailschärfe und Speicherbedarf. Die Sony A7II wurde hauptsächlich mit einem Sony Zeiss 24-70mm F4,0 Objektiv kombiniert. Bei der Kombination der spiegellosen Sony A7II und dem 24-70mm Objektiv handelt es sich um einen guten Kompromiss aus Gewicht und Packmaß für ein Vollformatsystem. Weder Gewicht noch Größe stellten für die Unterbringung am Lenker ein Problem dar. Als lichtstärkeres Wechselobjektiv wurde zusätzlich noch ein Samyang 24mm AF F2,8 Pancake Objektiv eingepackt. Dieses Objektiv ist dem Sony Zeiss um eine Blendenstufe überlegen, besitzt aber vergleichbar winzige Ausmaße. Das Samyang kam bei Nachtaufnahmen mit der A7II zum Einsatz. Auch mit der Sony A7II wurde im RAW-Format aufgenommen, allerdings mit Kompressionsmodus, was die Bildgröße von 50MB auf 25MB halbierte und somit die Speicherkapazität verdoppelte (einen möglichen geringfügigen Qualitätsverlust haben wir dafür in Kauf genommen).
3. Die Lichtstarke
Nachdem wir damit rechneten, im Herbst auch den Nordlichtern zu begegnen hatten wir noch zusätzlich eine Sony A7SII Kamera mit auf unserer Tour. Diese Kamera ist ähnlich zur oben erwähnten A7II allerdings besitzt sie nur 12 MP auf einem Vollformatsensor und ist dadurch viel lichtempfindlicher und eignet sich daher ideal für Nachtaufnahmen. Als Alltagsobjektiv war hier ein lichtstarkes Sony 28mm F2,0 montiert, bei Nordlichtalarm kam ein rein manuelles Samyang Weitwinkelobjektiv mit 20mm F1,8 zum Einsatz. Mit einer Lichtstärke von F1,8 eignet sich dieses sogar für Real-Time Auroravideos. Wir wussten ja nicht, was uns erwarten würde.
4. Die Wasserdichte
Zu guter Letzt hatten wir auch eine GoPro Hero7 Black mit dabei, die meistens einfach am Lenker montiert war. Da sie wasserdicht ist, musste man bei einem Wetterumschwung nichts weiter beachten. Auch diese Kamera bietet die Möglichkeit, Fotos in RAW-Format aufzunehmen, was wir ebenfalls genutzt haben. Für Videoaufnahmen ist sie natürlich auch verwendet worden.
Smartphone
Ab und zu wurde natürlich auch das eine oder andere Bild oder Video einfach mit dem Smartphone aufgenommen und nein, ein Smartphone taugt nicht als Ersatz für einen richtigen Fotoapparat.
Speichermedien
Als Speichermedien für unsere Foto- und Videodaten kamen externe 1TB SSD-Platten zum Einsatz. Diese sind klein, leicht, schnell und besitzen keine beweglichen Teile im Inneren die kaputt werden können. Der Nachteil ist natürlich, dass diese nicht ganz billig sind.
Hardware und Software zur Bildbearbeitung
Betrachtet und bearbeitet wurden die Fotos und Videos mit dem Lenovo Mini-Laptop MIIX 320-10ICR. Auf diesem war Adobe Lightroom installiert, das zur Nachbearbeitung unserer Bilddateien im RAW-Format zum Einsatz kam. Zeitraffer-Videos wurden, im Falle von „schnöden“ Tageslicht-Zeitraffervideos, mit VirtualDub erstellt. Alternativ, bei anspruchsvolleren Zeitraffer-Videos die Tag/Nacht Übergänge beinhalteten, kam LR Timelapse 5.1.1. in Verbindung mit qDslrDashboard zum Einsatz. Hier war die Anforderung an unseren Mini-Laptop für die Videoerstellung etwas größer als bei reiner Bildbearbeitung. Für die Bildbearbeitung und Berechnung einer Timelapse-Videosequenz aus hunderten RAW-Bildern mit einer 4K-Videoauflösung musste der arme kleine Computer hin und wieder eine Nachtschicht einlegen.
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Fotoausrüstung im Detail
Kameras
Sony A7II
Sony A7SII
Canon S100
GoPro Hero7
Objektive
Sony Zeiss 24-70mm F4,0
Sony 28mm F2,0
Samyang 24mm F2,8
Samyang 20mm F1,8 (ab Tromsø)
Sonstiges
Sirui Stativ T-025X inklusive Kugelkopf Sirui C-10S
Sirui Wechselplatten TY-C10 (3 Stück)
Gorilla Stativ+Kugelkopf
Polaroid Blasebalg
Syrp Genie Mini Drehscheibe für Zeitrafferaufnahmen
Rollei 72mm ND-Filterset ND8/ND64/ND1000/
Hoya Pol-Filter 72mm
Filtergewindeadapter 72mm>68mm
Speicherkarten diverse 32-128GB
SanDisk Extreme Portable SSD 1TB (insgesamt 4 Stück)
Satechi Kartenleseadapter USB3.0
Tether Tools Case Relay USB Stromversorgung für Kamera
Tether Tools Camera Coupler CRSFW50
Brillenputztücher
Mikrofasertuch (3 Stück)
4mm Inbusschlüssel (2 Stück)
GoPro Befestigungsadapter (Lenker, Helm, Stativ)
Hama Kabelfernauslöser
Sony Kameradeckel
Eigenbau L-Schiene für Sony A7II Serie
Canon Kameraakku NB-5L (2 Stück)
Sony Kameraakku NP-FW50 (9 Stück)
GoPro Akku für Hero7 (2 Stück)
USB-Ladekabel für Kameras (diverse)
Unsere Beurteilung unserer Fotoausrüstung
Was haben wir wirklich nützen können und was hätten wir daheim lassen können oder hat nicht so funktioniert wie wir es uns vorgestellt haben.
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Kameras
Canon Powershot S100: Handliche Kompaktkamera, gute Bildqualität mit Möglichkeit im RAW-Format aufzunehmen. Die Kamera besitzt einen 1/1,7“ CMOS-Sensor und eine Auflösung von 12 MP. Das eingebaute lichtstarke (F2,0-5,9) Objektiv hat ein optisches 5x Zoom eingebaut. Full-HD Video. War in einer kleinen Fotoasche (Tamrac) am Lenker befestigt und konnte auch während der Fahrt gezückt werden. War für die meisten Schnappschüsse verantwortlich und hat sich während der Reise bewährt. Leider hatte die Kamera am Ende einen Ausfall, da sich das Objektiv nicht mehr ausfahren ließ.
Sony A7II mit Sony Zeiss 24-70mm F4,0 Objektiv: Die Kamera ist schon ein kleiner Brummer und wiegt mit Objektiv ca. 1kg. CMOS-Vollformatsensor mit 24 MP und 5-Achsenbildstabilisator. RAW-Format komprimiert oder unkomprimiert möglich. Full-HD Video. Die F4,0 Blende kann bei dem Objektiv über den ganzen Brennweitenbereich genützt werden. Die Kamera war in einer Manfrotto-Fototasche am Lenker befestigt und ebenfalls immer griffbereit, allerdings nicht während der Fahrt. Diese Kamera war unser „workhorse“ speziell für Landschaftsaufnahmen und bei nicht so idealen Lichtverhältnissen. Zusammen mit der Canon war die Sony A7II die am häufigsten eingesetzte Kamera. Hat die ganze Reise über funktioniert und war immer einsatzbereit wenn wir sie gebraucht haben.
Sony A7SII Kamera mit Sony 28mm F2,0 Objektiv: Gleiches Gehäuse, gleiche Akkus wie die Sony A7II, mit CMOS-Vollformatsensor mit 12 MP und 5-Achsenbildstabilisator und natürlich RAW in komprimiert oder unkomprimiert. Das war unsere Kamera bei schwachem Licht, Nachtaufnahmen und die Nordlichtjagd. Die Lowlight Kapazität dieser Kamera und auch des Vorgängermodells ist legendär. Wenn jemand unauffällig erfahren will, was der Nachbar nachts in seinem Garten treibt, dann ist das das richtige Gerät dafür. War meistens tief in einer Packtasche vergraben und kam nur bei Sondereinsätzen zur Anwendung. Die Kamera hatten wir ab Wien dabei und vermutlich hätte es ausgereicht, wenn sie uns Julia mit nach Tromsø genommen hätte. Im Nachhinein ist man aber immer gescheiter. War sozusagen unsere Vollformat Backup-Kamera.
GoPro Hero7 Black: Kleine Actionkamera, wasserdicht auch ohne spezielles Gehäuse daher auch schlechtwettertauglich. Kann sowohl RAW-Format Bilder aufnehmen als auch 4K-Videos anfertigen. War ebenfalls meistens am Lenker mit der entsprechenden Halterung befestigt. Manchmal haben wir sie mit einem Adapter auch am Stativ befestigt und dieses als „Selfie-Stick“ verwendet. Auch diese Kamera kam oft zum Einsatz, einige GoPro-Fotos haben wir auch in unserem Blog verwendet. Ein Akku hat auf der Reise den Geist aufgegeben (ließ sich einfach nicht mehr aufladen), konnte aber unterwegs nachgekauft werden.
Zusatzobjektive
Samyang 24mm F2,8 Objektiv: Das war das Nachtobjektiv für die Sony A7II. Fixbrennweite und doppelt so lichtstark wie das Sony Zeiss 24-70mm F4,0. Sehr klein, leicht und mit Autofokusfunktion. Kam eigentlich bei fast allen Nachtaufnahmen zum Einsatz.
Samyang 20mm F1,8 Objektiv: Unser größtes Weitwinkelobjektiv mit 20mm Brennweite, trotzdem sehr lichtstark mit F1,8. Von den Abmessungen schon ein Brummer, sowas würde normalerweise keiner auf eine Radtour mitnehmen aber wir sind halt Nordlichtfans. Für Fotos und Real-Time Videos des Nordlichts mit der Sony A7SII gedacht. War ab Tromsø immer dabei. Kam wegen geringer Nordlichtaktivität leider nicht so oft zum Einsatz wie wir uns erhofft hatten. Aber das kann man eben nicht im Vorhinein wissen.
Stative
Sirui Stativ T-025X: Kleines und leichtes Reisestativ aus Carbon in sehr hochwertiger Qualität. Die Mittelsäule lässt sich auch abschrauben. War täglich im Einsatz und hat die ganze Reise ohne Defekt überstanden.
Gorilla Stativ + kleiner Kugelkopf: Klein, leicht und man kann es mit den Gelenkbeinen fast überall befestigen, ob an einem Baum oder einer Schiffsreling. Kam auch als Mini-Selfiestick zum Einsatz. Fast immer war die GoPro drauf nur bei Nordlichtalarm war die Sony A7II darauf montiert (und die Sony A7SII war am Sirui).
Filter
Rollei 72mm ND-Filterset ND8/ND64/ND1000 + Hoya Pol-Filter 72mm + Filtergewindeadapter 72mm>68mm
Wozu braucht man ein ND-Filterset? ND bedeutet Neutral Density und auf Deutsch wird das auch Graufilter genannt. Ein Graufilter nimmt eine bestimmte Menge Licht weg und ermöglicht so eine längere Belichtungszeit ohne das Foto dabei komplett überzubelichten. Wozu ist das gut? Der klassische Fall ist ein Bach oder Wasserfall. Durch eine längere Belichtungszeit bekommt fließendes Wasser ein sehr weiches und ein bisschen verschwommeneres Erscheinungsbild. So kann man untertags mit Belichtungszeiten von 0,5 s oder mehr arbeiten. Aber auch dahin ziehende Wolken können bei einer längeren Belichtungszeit eine ganz eigene Optik bekommen.
Nun, Gewässern und Wolken sollte man ja auf einer Skandinavien-Tour im Überfluss begegnen und deshalb haben wir die Filter mit eingepackt. Zusätzlich kam auch gleich ein Polfilter mit in die Fotoasche, der bisher nur zuhause rumlag und noch nie zum Einsatz kam. Wozu ein Polfilter (oder in lang Polarisationsfilter)? Dieser hilft, Lichtreflexionen zum Beispiel an einer Wasseroberfläche zu entfernen oder den Himmel besonders blau erscheinen zu lassen. Da die ND- und der Polfilter ursprünglich für ein anderes Objektiv gedacht waren, das aber zu groß und schwer zum mitnehmen war musste auch noch ein Filtergewindeadapterring mit ins Gepäck. Kostet nur ein paar Euro, wiegt nur ein paar Gramm und die Alternative wäre gewesen, alles neu zu kaufen. Ein bisschen mehr Rumgefummel war es natürlich auch, da man den Adapter auch erst aufs Objektiv schrauben musste. Immer drauf lassen ging aber auch nicht wegen der Streulichtblende. Hat es sich ausgezahlt? Ja schon, die Filter kamen einige Male zum Einsatz und ihr Platzbedarf und Gewicht waren überschaubar.
Ausrüstung für Zeitrafferaufnahmen
Syrp Genie Mini Drehscheibe: Eine nette kleine Spielerei. Fügt einer Zeitrafferaufnahme noch eine Bewegungsdimension hinzu, kann aber auch für eine normale Videoaufnahme für eine Kameradrehung um die eigene Achse verwendet werden. Von den Abmessungen her erinnert es an einen Eishockeypuck. Gesteuert und programmiert wird das Ganze über eine fast deppensichere Smartphone-App was auch ganz gut funktioniert. Hilfreich auch, um die Mitternachtssonne während einer mehrstündigen Zeitrafferaufnahme im Blickfeld zu behalten. Sehr ärgerlich allerdings: Die App verlangt immer einen Zugriff auf den Handystandort sonst funktioniert es nicht! Eigentlich eine absolute Frechheit und deswegen empfehle ich das Gerät auch nicht weiter.
Tether Tools Case Relay USB Stromversorgung für Kamera + Tether Tools Camera Coupler CRSFW50: Was tut man unterwegs, wenn die Kamera über mehrere Stunden ununterbrochen Strom benötigt? Nichts und man lässt das Ganze sein oder man besorgt sich eine USB-Stromversorgung. Damit kann die Kamera mittels eines „Dummy“akkus über Powerbanks mit Strom versorgt werden. Und sollte nach ein paar Stunden sogar die Powerbank leer sein, steckt man einfach eine neue an, der integrierte Pufferakku macht’s möglich. Die theoretische Kameralaufzeit ist somit eigentlich unbegrenzt. Hört sich toll an, in der Praxis war es so, dass die Powerbanks die wir mit hatten irgendwie nicht optimal kompatibel waren. Sie haben sich nach ein paar Minuten abgeschaltet und man musste sie dann wieder manuell einschalten. Wahrscheinlich, weil der/die/das (?) Case Relay nicht immer Strom gezogen hat. Wenn gleichzeitig der Minilaptop an der Powerbank hing, dann ging’s. Empfehlenswert? Ja, auf jeden Fall wenn man die Kamera unabhängig von Kameraakkus betreiben will und man eine kompatible Powerbank besitzt.
Unser Fazit
Wir waren mit der Auswahl unserer Fotoausrüstung sehr zufrieden. Die Sony A7S2 war leider wegen der geringen Nordlichtaktivität nicht allzu oft im Einsatz. Das kann man halt leider nicht vorhersagen.
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Bitte lächeln!
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