1- WIE ALLES BEGANN  

2.3.2019

Auf der Suche nach Erholung kam uns unser Trekkingtrip des Arctic Circle Trails 2011 wieder in den Sinn. Uns wurde bewusst wie erholsam unsere Trekkingtour zwischen Kangerlussuaq und Sisimiut war. So etwas sollte wieder her. Nach Recherchen über Weit- und Fernwanderwege stießen wir auf Norge på langs- Norwegen der Länge nach. Als Nordlicht- und Nordfans war unsere Neugierde sofort geweckt. Je mehr wir recherchierten, desto klarer wurde uns, dass wir so eine Tour gerne mit dem Fahrrad machen würden. Stetig entwickelte sich diese Idee weiter. Zu Beginn gab es keinen Anhaltspunkt wann wir denn eigentlich Zeit für so eine Unternehmung haben sollten und wie das mit unserem momentanen Alltag vereinbar wäre. Je länger und genauer wir uns mit unserer Traumtour beschäftigten desto intensiver wurde der Wunsch danach, diese Vorhaben nicht auf irgendwann wann es sich ausgeht zu verschieben- schließlich werden auch wir nicht jünger. Der Zufall tat sein übriges dazu und aus der Idee wurde ein realistischer Plan mit einem Wunsch-Starttermin Ende März/Anfang April 2019. Die Entscheidung eine Auszeit zu nehmen und sich auf Tour zu begeben war natürlich nicht ganz so einfach wie es sich hier liest und ist ein längerer Prozess. Sich aus seiner sicheren Komfortzone heraus zu bewegen benötigt Entschlossenheit und Mut und eben vielleicht ein bisschen Zufall. Was wird danach sein? Kann man seine „sichere“ Situation einfach so aufgeben? Was werden die Konsequenzen sein? Der Drang aus dem Hamsterrad auszubrechen und noch einmal etwas ganz anderes zu machen war schlussendlich größer als die Sorgen. Und als die Entscheidung dann gefasst war und auch offiziell erste Schritte eingeleitet wurden, wurden die Ängste immer kleiner. Freunde und Familie unterstützen unsere Entscheidung und von nun an ging es in die Detailplanung und intensive Vorbereitungsphase.

Nachdem wir sowieso viel mit den Rädern unterwegs sind, war schnell klar mit welchen unserer Drahtesel es los gehen soll. Der Langstreckentest Hardtail versus Fully ist damit eröffnet. Wer was, wie und wo auf seinem Rad unterbringt ist schnell klar. Auf das Hardtail kommt ein Gepäckträger für 2 Packtaschen links und rechts und einen Rucksack- die Montage ist hier relativ einfach auch wenn hier etwas nachjustiert und adaptiert werden muss. Beim Fully ist das nicht ganz so geritzt. Hier ist aufgrund der Federung des Hinterbaus eine Spezialanfertigung notwendig. Das Wissen und die technischen Möglichkeiten zu schweissen, bohren, Gewinde schneiden, etc. sind hier klar von Vorteil. Lenkerrollen dienen für zusätzlichen Stauraum.

Hardtail versus Fully- der Langstreckentest ist eröffnet

Auch die Räder werden vor so einem Langstreckeneinsatz nochmals grundlegend gewartet. Hier ist jede/r für sein Gefährt verantwortlich- und mit Unterweisung und Anleitung funktioniert das auch ganz gut. Verschleißteile wie Tretlager, Zahnkränze, Ritzel und Kette sowie die Bowdenzüge werden ausgetauscht, die Bremsflüssigkeit sollte auch noch gewechselt werden. Um für ausreichend Stromzufuhr für Fotoapparate, Handys, Minilaptop, Stirnlampen, Fahrradbeleuchtung, … zu sorgen werden neue Laufräder, mit Nabendynamo ausgestattet, eingespeicht und ein Solarpanel besorgt. Testfahrten wurden dazu genutzt um Montagen, Stromversorgung, Navigation und auch Bekleidung zu testen und gegebenenfalls zu adaptieren.

Tromsö Bar

Nachdem sozusagen das „wie“ des Transports geklärt ist, ist die Frage des „was denn eigentlich alles mitkommen soll" zu klären. Von unserer Trekkingtour 2011 haben wir bereits Erfahrung damit, sich auf das Notwendigste zu konzentrieren. Diesmal haben wir es aber mit einer Langzeittour und nicht bloß einer zweiwöchigen Wanderung zu tun. Einen Vorteil können wir aber diesmal verbuchen - damals in Grönland bewegten wir uns praktisch die ganze Zeit der Tour über durch ein entlegenes Gebiet „außerhalb der Zivilisation“. Alle notwendigen Vorräte und Brennstoff mussten daher von Beginn an mitgenommen werden denn eine Aufstockung unterwegs war nicht möglich. Allein die mitgenommene Verpflegung machte damals ein Gewicht von 12 kg aus. Diesmal sollte es sich aber einrichten lassen, zumindest alle paar Tage die Vorräte wieder aufzustocken und auch eine Waschmaschine wird vielleicht ab und zu unseren Weg kreuzen.
Trotzdem, eine Radtour so wie sie derzeit geplant ist, über Monate und tausende Kilometer, ist eine andere Größenordnung. Für unsere Norge på langs Tour haben wir auch vor, zumindest in Skandinavien normalen Straßenverkehr zu vermeiden und so viele unbefestigte Straßen und Wege zu verwenden wie möglich. Für die Routenplanung in Norwegen sind wir beim norwegischen Touristenklub Mitglieder geworden (DNT, Den Norske Turistforening). Auf deren Website hat man eine detaillierte Karte von Norwegen zur Verfügung, die man zur Routenplanung verwenden kann. Fertige Tracks können unter einem Benutzerkonto abgelegt werden und auch als .gpx-Datei exportiert werden. Wir werden uns bei der Orientierung hauptsächlich auf unsere Smartphones verlassen, in denen die Karten der Länder, durch die wir fahren werden abgespeichert sind. Hier war uns besonders wichtig, dass die notwendigen Karten offline verfügbar sind. Eine online-Navigation ist fehleranfällig und man ist von (guter) Netzabdeckung abhängig. Zusätzlich ist auch der Strombedarf höher und es können schnell sehr hohe Datenvolumen verursacht werden. Sich für die Navigation auf ein elektronisches Gerät zu verlassen birgt natürlich auch ein gewisses Risiko. Wenn der Akku leer ist geht nichts mehr und das Gerät kann unterwegs verloren oder kaputt gehen. Hier haben wir uns einfach mehrfach abgesichert. Alle Karten und Tracks sind sowohl auf beiden Handys als auch dem Mini-Laptop abgespeichert. Falls wirklich einmal allen Geräten und den Powerbanks der Saft ausgehen sollte, haben wir noch immer den Strom zur Verfügung den der Nabendynamo liefert (zumindest solange man in die Pedale tritt). Nachdem jedes unserer Fahrräder mit einem Nabendynamo ausgestattet ist, ist auch hier für eine gewisse Ausfallsicherheit gesorgt.
Campingutensilien wie Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kocher dürfen bei einer Tour durch Norwegen natürlich nicht fehlen. Da wir mit dem Platz haushalten müssen, kann eigentlich nur an der Kleidung gespart werden. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn wir sollten auf unterschiedlichste Wetterbedingungen- von Sonnenschein über Regen und Sturm bis Schneefall- vorbereitet sein. Die Packspiele haben begonnen!

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